Mahatma Gandhi

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Gedanken für den Tag

Kritik an Gandhi

Wolfgang Palaver, Theologe, über Mahatma Gandhi, anlässlich dessen 75. Todestages

Schon zu Lebzeiten wurde Gandhi wie ein Heiliger verehrt. Der indische Dichter Tagore nannte ihn als erster "Mahatma", was "große Seele" bedeutet und fast zum Vornamen Gandhis geworden ist.

Doch wie steht es um jene zunehmend kritischen Stimmen, die Gandhis rassistische Äußerungen oder befremdliche Aussagen über Frauen ans Licht brachten und auch nicht unerwähnt lassen, dass er gegen Dr. Ambedkar das Kastenwesen verteidigt hätte? Gandhi war nicht fehlerlos und er war selbst der erste, der auf seine Schwächen hinwies, ja sogar von seinen "himalayagroßen Fehlern" sprach.

Als er als junger Anwalt nach Südafrika ging, wollte er den Status der Inder stärken und von den Engländern nicht wie die "Kaffern" - so seine rassistische Bezeichnung der schwarzen Afrikaner - behandelt werden. Dieses Vorurteil legte er erst ab, als er als Sanitäter während des Aufstands der Zulus 1906 die grausame Gewalt der Engländer aus nächster Nähe erlebte. Gandhi lernte dazu und kämpfte später für die Unberührbaren in Indien, indem er ihre Diskriminierung als Parallele zum Rassismus brandmarkte.

Gandhis Verhältnis zu den Frauen ist komplex. Aus heutiger Sicht wirkt manches sehr traditionell, anderes tatsächlich verstörend, in manchen Bereichen war er hingegen ein Vorkämpfer für die Gleichberechtigung. Vieles verdankt er seiner Frau Kasturba, die widerständig genug war, um ihm ganz praktisch zu zeigen, wie Veränderungen gewaltfrei vorangebracht werden.

Ein hierarchisches Kastenwesen hat Gandhi allerdings nie verteidigt. Den Begriff der Kaste lehnte er ab. Im Unterschied zu Dr. Ambedkar wollte er aber den Hinduismus von innen her reformieren. Als sich das als unmöglich erwies, verabschiedete er sich vom Kastensystem als einem "Anachronismus". Bei allen Schwächen war es seine Stärke, aus Fehlern zu lernen.

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Vassilis Tsabropoulos geb.1966
Album: MELOS - WERKE VON VASSILIS TSABROPOULOS & G.I.GURDJIEFF
Titel: Reflections - für Klavier, Violoncello und Percussion
Solist/Solistin: Vassilis Tsabropoulos
Solist/Solistin: Anja Lechner
Solist/Solistin: U.T. Gandhi
Länge: 01:55 min
Label: ECM 2048 / 1757980

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