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ORF/JOSEPH SCHIMMER

doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

ORF, Rabatt und ein großer Deal

Nach jahrelanger Aushöhlung der ORF-Finanzierung über die Rundfunkgebühr, weil Streaming im Internet von der GIS-Pflicht ausgenommen war, wollen ÖVP und Grüne jetzt die Haushaltsabgabe umsetzen. Der Verfassungsgerichtshof hat im Vorjahr eine Frist bis Ende 2023 gesetzt, um die nachhaltige Finanzierung des ORF sicherzustellen. Das geschieht jetzt, die Details sollen bis Ende März ausverhandelt werden. Es ist auch ein Erfolg von ORF-Chef Roland Weißmann, der von vielen unterschätzt worden ist. Der politische Preis, den er zu zahlen bereit ist: ein Sparpaket, das die Kulturszene und den Sport auf die Barrikaden treibt.

Es geht um das Radio Symphonie Orchester, das nicht mehr aus dem ORF-Budget finanziert werden soll, und um Übertragungen von Randsportarten im linearen Fernsehen. Dafür muss der ORF-Chef gerade viel Kritik einstecken, Rettungsversuche speziell für das Orchester mit seinen mannigfaltigen Aufgaben laufen. Zum großen Deal Weißmanns gehört aber auch die Digitalnovelle, die den ORF endlich aus den Fesseln befreit, die ihm der Gesetzgeber auf Druck der Zeitungsverleger angelegt hat. Die Sieben-Tage-Frist zum Nachhören und Nachsehen von ORF-Sendungen wird fallen, der ORF soll endlich auch Angebote nur fürs Internet produzieren und Informationen zuerst online bereitstellen dürfen - und nicht erst, nachdem sie im Radio oder im Fernsehen auf Sendung waren.

Sport zwischen Sparen und Aufbruch

Teil der Sparpläne der ORF-Geschäftsführung ist ein mittelfristiges Auslaufen von ORF Sport+ als linearer Spartenkanal. Der Aufschrei der Vertreter vieler Randsportarten ist noch lange nicht verhallt. Die Verbände und Vereine verlieren damit Sichtbarkeit und auch finanzielle Grundlagen, weil die Übertragungen im linearen Fernsehen eine wichtige Voraussetzung für die Sponsoren sind. Hier soll einerseits ORF1 mit Übertragungen einspringen, andererseits setzt die ORF-Spitze auf eine digitale Sport-Plattform, die auf Basis der kommenden Digitalnovelle aufgebaut werden soll. Umsetzen muss dies alles der neue ORF-Sportchef Hannes Aigelsreiter, der den Job mit 1. März übernommen hat. Der langjährige Radio-Chefredakteur und #doublecheck-Förderer der ersten Stunde will den ORF Sport journalistischer machen, wie er sagt. Und den Jungen mehr Chancen geben.

Wenn Parlamentarier Reichweite riechen

Wie selbstverständlich die Leistungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bei aller Kritik am ORF dann doch genommen werden, zeigt die Debatte darüber, auf welchem Kanal künftig die Sitzungen des Nationalrats übertragen werden. Der Plan war, ORF III zum Parlamentskanal zu erklären und dort für ganztägige und gut kommentierte Übertragungen von Plenarsitzungen zu sorgen. Und plötzlich machten sich die Fraktionen, angeführt von den NEOS, Sorgen um die Reichweite und protestierten heftig dagegen, dass sie nicht mehr auf ORF2 live übertragen werden sollen. Selbst die FPÖ, die den ORF sonst bei jeder Gelegenheit für verzichtbar erklärt, reihte sich ein und sprach gar von einer "Verhöhnung des Parlamentarismus".

Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher

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