Frankreich in Aufruhr

9. März 2023, 13:00

In ganz Frankreich wird momentan gestreikt, um eine Reform des Pensionssystems zu stoppen, ein zentrales Projekt von Präsident Macron. Anders als in anderen europäischen Ländern ist das französische Rentenalter noch bei 62 Jahren, es soll nun auf 64 Jahre angehoben werden, um für die wesentlich höheren Kosten einer großen Generation von Pensionist:innen zu zahlen.

In der französischen Gesellschaft regt sich enormer Widerstand gegen die neue Regelung, und das nicht nur auf der linken Seite des politischen Spektrums. Die Regelung würde Frauen mit Kindern und ärmere Menschen mit körperlich schweren Berufen besonders hart treffen, wird argumentiert, außerdem darf ein sozialer Fortschritt wie ein früheres Pensionsalter nicht einfach rückgängig gemacht werden, gerade nach Covid nicht, denn die Pandemie hat viele Menschen zutiefst verunsichert und bei vielen anderen den Wunsch geweckt, nicht länger, sondern weniger zu arbeiten.

Diesen Argumenten entgegnet die Regierung, dass die Pensionskassen einfach nicht ausreichen werden und dass die Belastungen entweder durch staatliche Zusatzzahlungen, Beitragserhöhungen oder ein höheres Rentenalter ausgeglichen werden müssen.

Die Debatte um das Pensionsalter spiegelt tiefe Zerwürfnisse in der französischen Gesellschaft wider, argumentiert die Zeithistorikerin Lucile Dreidemy, besonders die zerrüttete Beziehung zwischen Gesellschaft und Regierung. Gleichzeitig aber stellt sich damit auch die demographische Frage, die über Frankreich hinaus von immenser Bedeutung ist.

Philipp Blom spricht mit Lucile Dreidemy und mit Prof. Dr. Frank Baasner, dem Direktor des Deutsch-Französischen Instituts in Ludwigsburg, der sich besonders mit der politischen Kultur Frankreichs beschäftigt, über geerbte Probleme und neue Herausforderungen für Frankreich und Europa. Unsere Hörerinnen und Hörer können sich wie immer an der Debatte beteiligen: telefonisch unter 0800 22 69 79 oder schriftlich per E-Mail an punkteins(at)orf.at

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• Punkt eins