Kenzaburo Oe

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Ö1 Kunstsonntag: Tonspuren

Nobelpreisträger Kenzaburo Oe gestorben

Das schwarze Gewissen. Porträt des japanischen Schriftstellers Kenzaburo Feature von Judith Brandner.

Jemand hat einmal gemeint, Kenzaburo Oe sei in Wirklichkeit gar kein Japaner. Für seine Widersacher ist der Literaturnobelpreisträger des Jahres 1994 ein linksintellektueller Nestbeschmutzer und Traditionsverweigerer, für Anhänger/innen das "soziale Gewissen" des Landes; Henry Miller hielt ihn für den "Dostojewskij Japans".

Ein "bis zur Unkenntlichkeit westlich gebildeter Autor", der seit Jahrzehnten mit "unjapanischer Schärfe und Offenheit" über die Schizophrenie des alten und des modernen Japans nachdenkt. Oder der mit Büchern über seinen geistig behinderten Sohn über etwas schrieb, worüber man sonst zu schweigen pflegt. Kenzaburo Oe versteht sich selbst als Schüler Sartres.

Er traf Mao Tse Tung, war ein aktiver Mitarbeiter der Anti-Atom-Bewegung und kritisierte immer wieder die Unfähigkeit der älteren Generation, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Kenzaburo ist der moralisch-politische Sprecher des demokratischen Japan - oder wie er selbst immer wieder bereitwillig zu sagen pflegt: "Ich bin das schwarze Schaf Japans".

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