Impfung

APA/DPA/RALF HIRSCHBERGER

Medizin und Gesundheit

Wenn Viren die Leber attackieren

Neue Therapieansätze gegen Hepatitis

Circa 300 Millionen Menschen leben weltweit mit einer chronischen Hepatitis-B-Infektion - etwa 880.000 Betroffene versterben jährlich an den Folgen. Bisherige Therapien können zwar die Vermehrung des Virus unterdrücken, eine Heilung gab es bisher jedoch nicht.
Daher kommt den zur Verfügung stehenden Impfungen so große Bedeutung zu. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil in der Verhinderung von Hepatitis-Infektionen und deren Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose oder auch Leberkrebs. Die WHO hat sich ein Impfziel von 90 Prozent gesetzt, um Hepatitis B weltweit zu eliminieren und andere Hepatitiden zu verdrängen.
Dennoch ist in zahlreichen Regionen die Impfrate, vor allem unmittelbar nach der Geburt, gering.

Von A bis E

Die Erreger der Leberentzündung sind Hepatitisviren und wurden nach dem Alphabet benannt. Das "Hepatitis-Alphabet" beginnt mit der moderat verlaufenden Hepatitis A. Sie gilt als typische "Reisekrankheit", die man sich bei einem Aufenthalt in einem Land mit geringen Hygienestandards über Essen bzw. Trinkwasser einfangen kann.
Hepatitis B ist da schon ein ganz anderes Kaliber. Über Blut oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr übertragen, kommt zu einer chronischen Entzündung der Leber, bis hin zur Leberzirrhose (der bindegewebigen Umwandlung der Leber in ein funktionsunfähiges Organ). Zudem zeichnet Hepatitis B für die Hälfte aller Leberkrebs-Fälle verantwortlich. Wie gesagt - gegen diese Form existiert eine Impfung, die oft auch in Kombination mit Hepatitis A gegeben wird.

Hepatitis C - eine Erfolgsgeschichte

Hepatitis C war bis vor einigen Jahrzehnten noch eine dramatisch verlaufende Form, da es weder eine Impfung noch eine zufriedenstellende Therapie gab. Mittlerweile ist sie, durch den Einsatz hochwirksamer antiviraler Therapien, in den meisten Fällen heilbar.

Ein Huckepack-Virus und eine "Fleischvariante"

Hepatitis D tritt nur in Kombination mit Hepatitis B auf. Im Vergleich zu Hepatitis B gilt Hepatitis D als besonders schwere Form der Hepatitiden und führt rascher zu Leberzirrhose oder Leberkrebs.
Hepatitis E ist häufiger als bis dato angenommen, wird beispielsweise über verunreinigtes Wasser, nicht ausreichend erhitztes Fleisch von Schweinen und von Rotwild übertragen und verläuft nur selten schwer.

Neue Behandlungen

Im letzten Jahrzehnt wurden sukzessive neue Behandlungen erforscht. So gibt es einen neuentwickelten Therapieansatz zur Behandlung von chronischer Hepatitis B. Da das Hepatitis-B-Virus Eiweiße bildet, die die körpereigene Immunabwehr hemmen, soll ein immuntherapeutischer Impfstoff die Immunabwehr ankurbeln. Ab Juli 2023 werden erste Studien mit der Substanz TherVacB unter der Leitung des Helmholtz Zentrums in München stattfinden.
Auch bei Hepatitis D ist seit bald drei Jahren ein Medikament zugelassen. Die Injektion hindert das Virus daran in die Zelle einzudringen.

Der Blick in die Zukunft

Zukünftig können wohl immer mehr Hepatitiden geheilt werden, wenn nicht weitere dazukommen: Denn so wie Hepatitis E am Vormarsch ist, könnten weitere Virenerkrankungen über Tiere auf den Menschen (Zoonosen) übertragen werden. Deren Auswirkungen sind noch nicht auszumalen.
Daher ist es sinnvoll sich präventiv vor Hepatitis zu schützen und Schutzimpfungen wahrzunehmen.
Bei Kindern sind Hepatitis A und B Teil des nationalen Kinderimpfprogramms. Zudem ist auf Lebensmittel-, Trinkwasser- und Händehygiene zu achten.

Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger spricht in der aktuellen Radiodoktor-Sendung mit seinen Gästen über die Formen der viral bedingten Leberentzündungen, beleuchtet neue therapeutische Strategien und zeigt, dass es Grund zur Hoffnung gibt, die Erkrankung in den Griff zu bekommen.

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger
Sendungsvorbereitung: Mag. Sandra Fleck, BA, MA.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich, Lydia Sprinzl, MA.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Haben Sie sich mit einem Hepatitis-Virus infiziert? Wie ist die Krankheit verlaufen?
War es die "Reise-Hepatitis A"?
Hatten Sie eine Hepatitis C und wurden geheilt?
Haben Sie eine Fettleber?
Wann wurde bei Ihnen letztmalig eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums durchgeführt?

Service

Zu Gast im Ö1 Haus:

PD Dr.med.univi. et scient.med. Mattias Mandorfer
Facharzt für Innere Medizin, Hepatologie und Gastroenterologie
Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Leitung Abteilung für Hepatische Hämodynamik
Medizinische Universität Wien
AKH Wien
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: +43 (0)1 40400-47500
E-Mail
Homepage

Ao. Univ. Prof.in Dr.in Petra Munda
Fachärztin für Innere Medizin, Hepatologie und Gastroenterologie
Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie
Universitätsklinik für Innere Medizin III
Leitung Spezialambulanz für virale Lebererkrankungen
Medizinische Universität Wien
AKH Wien
Währinger Gürtel 18-20
1090 Wien
Tel.: +43 (0)1 40400-47500 oder -47295
E-Mail
Homepage

Zu Gast im Studio Hannover:

Prof. Dr. med. Heiner Wedemeyer
Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie
Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie Medizinischen Hochschule Hannover
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen.
Beteiligt an der wissenschaftlichen Koordination des Kompetenznetzes Virale Hepatitis (Hep-Net) und der Deutschen Leberstiftung
OE 6810, Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover
Tel.: +49 (0)511/532-6490
E-Mail
Homepage

Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Hepatitis Hilfe Österreich
Spezialambulanzen für Lebererkrankungen
WienXtra: Beratung rund um Sexualität, Beziehung & Identität
Überblick Hepatitiden
Gesundheit.gv: Hepatitis - Was ist das?
Medikament gegen Hepatitis D
Therapeutische Impfung gegen Hepatitis B

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