Michael Heltau über Worte und Phrasen

24. Mai 2023, 06:57

"Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort"
,Friedrich von Schiller, Wallensteins Tod.

"Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort,

Das schwer sich handhabt, wie des Messers Schneide;

Aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck

Der Dinge Maß, die nur sich selber richten.

Gleich heißt ihr Alles schändlich oder würdig,

Bös oder gut - und was die Einbildung

Phantastisch schleppt in diesen dunkeln Namen.

Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit.

Leicht beieinander wohnen die Gedanken,

Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen.

Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort."

Den Wallenstein habe ich 1983 am Burgtheater gespielt. Inszeniert hat Manfred Wekwerth, einer der engsten Mitarbeiter von Bertolt Brecht am Berliner Ensemble. "Kaum ein Wort sagt zu wenig, fast alle Wörter sagen zu viel." Wir leben in einem ständigen Stimmengewirr. Durch die sogenannten sozialen Medien wird das noch multipliziert. Der grandiose Karl Valentin sagt dazu: "Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen!"

William Shakespeare, "Richard II.": "Wo Worte wenig, haben sie Gewicht." Und der polnische Aphoristiker Stanislaw Jerzy Lec stellt uns ebenfalls eine Warntafel auf: "Am Anfang war das Wort - am Ende war die Phrase."

Es gibt aber auch das Vertrauen in die Sprache, wie es Rose Ausländer ausdrückt: "Sprich, lieber Freund, ich weiß, Du kannst zaubern. Mach aus der Welt ein Wort. Dein Wort ist eine Welt."

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Gestaltung

• Alexandra Mantler