Michael Heltau

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Gedanken für den Tag

Michael Heltau über Arthur Schnitzler

Michael Heltau über "Am Anfang war das Wort"

Arthur Schnitzler hat dem Wort, dem Umgang mit dem Wort immer besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Als junger Schauspieler im Theater in der Josefstadt war ich dabei, als man Schnitzler nach der Unterbrechung durch die Nazis sozusagen wieder entdeckt hat, mit dem Schauspieler Leopold Rudolf, mit der Schauspielerin Vilma Degischer und dem Regisseur Heinrich Schnitzler, seinem Sohn.

In seinem Werk, in seinen Briefen, in seinem Tagebuch hat Schnitzler immer wieder die Verantwortung dem Wort gegenüber zum Thema gemacht. Leichtfertigkeit war ihm ein Gräuel. Journalistisches Geplauder verachtete er. Es gibt in seinem Nachlass ein fünfaktiges Drama mit dem Titel "Das Wort". Da gibt es folgenden Dialog: Der eine sagt: "Worte sind nichts." Der andere erwidert: "Worte sind alles. Wir haben nichts anderes!" In der Figur des Treuenhof hat Schnitzler den Dichter Peter Altenberg porträtiert. Er warf ihm vor, allzu unbedenklich mit den Worten umzugehen. Altenberg zu Schnitzler: "Ja, wenn Sie auch jedes Wort auf die Goldwaage legen..." Darauf sagt Schnitzler: "Gut, dann bellen wir eben!"

Wie viele Skrupel Schnitzler im Umgang mit dem Wort hatte, belegt ein Zitat aus seinem Roman "Der Weg ins Freie": "Worte stimmen ja nie ganz - je präziser sie sich gebärden, umso weniger." In einem Brief an seine Frau Olga steht der Satz: "Im Übrigen: Worte kann man immer nur um die Dinge herum machen; ein Wort, das in den Kern einer Sache dränge, würde sie zersprengen."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Frederic Chopin 1810 - 1849
Album: BELIEBTE KLAVIERSTÜCKE
Titel: Nocturne für Klavier in e-moll op.posth.72 Nr.1
Solist/Solistin: Tamas Vasary
Länge: 03:05 min
Label: DG 4237732

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