Michael Heltau über Dr. Doolittle

27. Mai 2023, 06:57

In Bayern und im Salzkammergut bin ich aufgewachsen. In Gmunden und Ingolstadt bin ich ins Gymnasium gegangen. Der Wechsel der Sprachfärbungen und Dialekte, der unterschiedliche Wortschatz, die verschiedene Sprachmelodie haben mich also schon von Kind an auf Trab gehalten!

Ich habe 1986 am Théâtre de Châtelet in Paris den Mackie Messer in der Dreigroschenoper gespielt, in der Regie von Giorgio Strehler. Und natürlich in Französisch. Da hatte ich die großartige Schauspielerin Celia Shelton als Sprach-Coach für dieses Abenteuer, für diesen Kilimandscharo. Da habe ich deutlich erfahren, wie elementar lebenswichtig die Muttersprache für einen Schauspieler, für eine Schauspielerin ist.

Und dann noch meine Lehrerin Helene Thimig: "Sagen Sie nie etwas, woran Sie nicht glauben!" Zweimal habe ich Figuren gespielt, bei denen der Umgang mit der Sprache Lebensthema ist. Zuerst den Schweizer Leutnant Bluntschli und später den Sprachpuristen Professor Higgins. Beide herrliche Erfindungen von Bernard Shaw.

Philosophen haben immer wieder die These vertreten, es sei die Sprache, die den Menschen vom Tier unterscheide. Wenn ich meinem Hund zuschaue und zuhöre, bin ich mir da nicht so sicher. Doktor Doolittle weiß darüber mehr als ich.

Von Rainer Maria Rilke sind die Verse:
"Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort. Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus, und hier ist Beginn und das Ende ist dort."

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• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler