Christ werden - warum?

2. Juni 2023, 13:00

Erneut war zum Stichtag 31. Dezember 2022 die Zahl der Katholiken in Österreich rückläufig: von 4,83 Millionen im Vorjahr auf 4,73 Millionen Menschen. Ein anderes Phänomen, zahlenmäßig deutlich geringer, wird häufig übersehen: die Konversion. Etwa 150 so genannte Erwachsenentaufen verzeichnet die katholische Kirche in Österreich jedes Jahr. 2016 und 2017 wollten sogar jeweils über 800 Menschen mit anderem oder ohne Glaubenshintergrund Christ oder Christin werden. Daniel Vychytil, Leiter des Koordinationsbüros für Erwachsenenkatechumenat und Asyl der Österreichischen Bischofskonferenz, führt das auf die hohen Flüchtlingsströme in diesen Jahren zurück.
Viele Konvertiten kommen aus islamischen Ländern nach Österreich, allen voran aus Iran und Afghanistan. Die Erzdiözese Wien begleitet die Interessierten ein Jahr lang bis zur Tauf-Feier. In dieser Zeit stellt sich bald heraus, sagt Vychytil, wie ernsthaft die Ambitionen der Menschen, zum Christentum überzutreten, wirklich sind.

"Muslim background believers" werden Christ:innen mit muslimischem Glaubenshintergrund in christlich-missionarischen Kreisen oft genannt; ihren Glauben praktizieren sie in manchen Ländern unter Gefahr für Leib und Leben. Nach (mitunter angezweifelten) Schätzungen der evangelikalen Hilfsorganisation "Open doors" gibt es allein im Iran über 1,2 Millionen Menschen, die sich heimlich Bibelstellen vorlesen oder beten.

Nach Erkenntnissen der Koordinationsstelle für Erwachsenenkatechumenat und Asyl halten die zukünftigen Konvertit:innen die Länder Europas fälschlicherweise oft für homogen christlich statt für säkular - gewissermaßen als religiösen Gegenentwurf zu ihren islamischen Heimatländern. Manche Täuflinge hätten bereits die Bibel gelesen und darin Passagen gefunden, von denen sie glaubten, sie passten zu ihrer Persönlichkeit. Wieder andere haben ein Erweckungserlebnis.

Dennoch sind die allermeisten, die den Wunsch verspüren, Christ bzw. Christin zu werden, in Österreich geboren. Oft kommen sie aus esoterischen Milieus und sind dann erstaunt über die Komplexität und Tiefe der christlichen Lehre, so Vychytil über seine Gespräche mit potenziellen Täuflingen.
Welche Gründe gibt es, Christ werden zu wollen? Was erwarten sich die Täuflinge vom Christentum, und was erwartet sie auf ihrem zwölfmonatigen Weg der Tauf-Vorbereitung?

Alexander Musik spricht darüber mit Daniel Vychytil, Leiter der Koordinationsstelle für Erwachsenenkatechumenat und Asyl der Österreichischen Bischofskonferenz - und mit Ihnen: Im Rahmen des Programmschwerpunkts "Was glaubt Österreich?" der ORF-Hauptabteilung "Religion und Ethik multimedial" in Kooperation mit der Universität Wien fragen wir: Welche Rolle spielt in Ihrem Leben Glaube allgemein oder die christliche Lehre im Besonderen? Mit welchen zentralen Begriffen - positiv oder negativ besetzten - bringen Sie das Christentum in Verbindung?

Rufen Sie uns während der Sendung an unter 0800 22 69 79 (kostenlos aus ganz Österreich), oder Sie schreiben uns ein Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins