Kinderbeine

APA/DPA/PATRICK SEEGER

Punkt eins

Was Kinderarmut bedeutet

Hinter der Statistik: Desolate Wohnungen, mehr Krankheit, kein Kindergarten
Gäste: Silvia Rocha-Akis, Ökonomin mit Schwerpunkt Einkommensverteilung und soziale Sicherheit (WIFO) & Martin Schenk, Sozialexperte der Diakonie, Mitbegründer der Armutskonferenz
Moderation: Johann Kneihs
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Am 1. Juni hat der Nationalrat die Unterstützung von armutsgefährdeten Familien mit monatlich 60 Euro bis Ende 2024 beschlossen. Vertreter der Regierungsparteien sprechen von einem Maßnahmenpaket und verweisen auf die Erhöhung des Familienbonus und des Kindermehrbetrages; Oppositionsparteien kritisieren den eingeschränkten Empfängerkreis und bezweifeln, dass Einmalzahlungen die Wirkung der Inflation ausgleichen können.
Statistisch gesehen gelten nach den Kriterien der EU-SILC (Statistics on Income and Living Conditions) Kinder in Haushalten mit weniger als 60% eines mittleren Einkommens als armutsgefährdet - das betrifft jedes fünfte Kind. Nach den Kosten des täglichen Bedarfs berechnet, ergeben sich noch höhere Zahlen, meint der Dachverband der Schuldenberatungen. Kinder zu haben ist ein Armutsrisiko: Jede vierte Familie mit zwei Kindern ist nach dieser Betrachtung armutsgefährdet, bei drei Kindern sind es bereits 40 % der Familien. Alleinerziehende sind besonders stark von Armut betroffen.

Die Ökonomin Silvia Rocha-Akis weist darauf hin, dass die Einkommen jüngerer Menschen im Eltern-Alter sich schon vor der aktuellen Inflation seit Längerem schwach entwickelt haben. Sogenannte Universalleistungen, die allen zugutekommen wie die Familienbeihilfe, seien gut etabliert und erreichen die meisten, gerade sie würden aber nicht automatisch erhöht und blieben hinter der Teuerung zurück. Sachleistungen wie Kindergärten würden oft gerade von denen, die sie am meisten bräuchten, nicht angenommen: Denn auch da fallen Essens- und andere Beiträge an, die gespart werden müssen.

Was Kinderarmut im Alltag heißt, bekommt der Psychologe Martin Schenk als Sozialexperte der Diakonie aus nächster Nähe mit. Kinder leben in überbelegten, feuchten und schimmligen Wohnungen - ein ernstes Gesundheitsrisiko für über zweihunderttausend Kinder. Freunde einladen, an Schulveranstaltungen teilnehmen, die Geld kosten, auf Urlaub fahren - solche Selbstverständlichkeiten für andere sind für arme Kinder außer Reichweite. Arm zu sein, bedeutet für Kinder und Eltern Scham und Stress.

Über den Alltag und die Lebensumstände von über 350.000 Kindern in Österreich spricht Johann Kneihs mit den Fachleuten und mit Ihnen: Die Redaktion freut sich über Ihre Beteiligung am Gespräch. Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.

Service

Martin Schenk, Hedwig Wölfl (Hg.): "Was Kindern jetzt gut tut. Gesundheit fördern in einer Welt im Umbruch." Ampuls Verlag 2022

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Untertitel: Chick Corea
Titel: Children's Songs_ Two
Ausführende: Manuel Barrueco
Länge: 00:54 min
Label: Angel Records

Untertitel: Chick Corea
Titel: Children's Songs_ Three
Ausführende: Manuel Barrueco
Länge: 01:16 min
Label: Angel Records

Untertitel: Chick Corea
Titel: Children's Songs_ One
Ausführende: Manuel Barrueco
Länge: 01:53 min
Label: Angel Records

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