Porträt von Christine Lavant

INTERNATIONALE CHRISTINE-LAVANT-GESELLSCHAFT

Gedanken für den Tag

Christine Lavant: Preisgabe und Verhüllung

Klaus Amann, Literaturwissenschafter, zum 50. Todestag von Christine Lavant

Das Autobiografische als Kern ihres Schreibens war für Christine Lavant Segen und Fluch zugleich. Auf der einen Seite garantierte es Glaubwürdigkeit, Wahrhaftigkeit und Authentizität; auf der anderen Seite machte das literarische Von-sich-selbst-Reden sie schutzlos und angreifbar.

Dies umso mehr als ihr Pseudonym "Lavant", schon 1950 aufgedeckt worden war. Besonders ihr zweiter Prosa-Band, "Das Krüglein" (1949), eine Art Familiengeschichte, trug ihr Angriffe und Vorwürfe aus der eigenen Verwandtschaft und auch von Bauern aus der Umgebung ein, die mit ihrem Auftritt in ihrer Erzählung nicht einverstanden waren. Diese, von ihr als Bedrohung empfundene Erfahrung war der Grund dafür, dass sie 1951 das Prosa-Schreiben aufgab. Zuflucht und Auswege fand sie in der Lyrik, wo sie etwa der vor der Welt zu verbergenden Liebe zu dem Maler Werner Berg eine Gestalt zu geben vermochte, die Preisgabe und Verhüllung in einem war.

Dass mit dem Zerbrechen dieser Beziehung (1955) auch ihr lyrisches Schreiben nach und nach erlosch, ist ein weiteres Indiz für den existenziellen Zusammenhang zwischen Leben und Werk bei Christine Lavant. Ganz am Anfang, 1946, noch ohne eine Zeile veröffentlicht zu haben, hatte sie ihrer Freundin und Mentorin Paula Purtscher geschrieben: "Schreiben ist halt das Einzige, was ich habe. Es ist meine schmerzhafte Stelle und zugleich die heilende Salbe." Ein gutes Jahrzehnt nur hat ihr Schreibleben gedauert und damit die Gabe, den Schmerz durch Schreiben zu heilen oder zumindest zu besänftigen.

Service

Christine Lavant, "Ich bin maßlos in allem", ausgewählt und kommentiert von Klaus Amann, Wallstein Verlag
Klaus Amann und Doris Moser (Hg.), "Christine Lavant. Werke in vier Bänden", Wallstein Verlag

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Günther Mittergradnegger 1923 - 1992
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Gerhard Glawischnig
Bearbeiter/Bearbeiterin: Wolfgang Puschnig geb.1956
Album: THINGS CHANGE / THE 50TH ANNIVERSARY BOX - WOLFGANG PUSCHNIG
Titel: Summalang
Album: MEINER SÖL / MOJ DUH - SONGS FROM CARINTHIA
Solist/Solistin: Wolfgang Puschnig
Ausführende: Schnittpunktvokal
Ausführender/Ausführende: Peter Paumgarten
Ausführender/Ausführende: Christian Paumgarten
Ausführender/Ausführende: Michael Paumgarten
Ausführender/Ausführende: Ulfried Staber
Länge: 05:23 min
Label: Universal 1720696 / 1720798 (3-CD-Set einzeln)

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