Christine Lavant: Überschwang und Verzweiflung

10. Juni 2023, 06:56

Christine Lavant, deren Todestag sich in diesen Tagen zum 50. Mal jährt, ist eine große Dichterin und eine leidenschaftlich Liebende. Sie war mitfühlend, wach, hochbegabt, hatte Sinn für Humor und Witz, lachte gern und schöpfte für ihr Schreiben, aus Träumen und unerklärlichen tranceartigen Zuständen.

Und sie war immer wieder auch sehr bedrückt, mitgenommen und gepeinigt von der Mühsal ihres Daseins, körperlich und seelisch. Aber sie hatte, zu allen Zeiten, immer auch Menschen, die sie mochte und die auch sie mochten, die ihr beistanden und sie unterstützten. Sie war nicht allein. Freude und Schmerz, Überschwang und Verzweiflung, Glück und Unglück, Begehren und Entsagung, Begreifliches und Unbegreifliches liegen bei Christine Lavant besonders nah beieinander und von allem ist in ihrem kurzen Leben ein Übermaß da.

Ihr literarisches Lebenswerk: Mehr als 1.800 Gedichte und an die 2.000 Seiten Prosa hat sie in nur zehn Jahren, zwischen ihrem 30. und ihrem 40. Lebensjahr, verfasst. Neben dem Stricken und der Hausarbeit in ihrer 12 m² großen Dachkammer ohne fließend Wasser und WC. Nach dem Ende der Liebesbeziehung mit Werner Berg 1955 ist sie als Dichterin verstummt.

An ihre mütterliche Freundin Paula Purtscher schrieb sie 1946: "Bin ich anspruchsvoll? Doch das bin ich. Und ich bin es bewusst!! Wenn ich in gewöhnlichen Dingen des Lebens auch maßlos bescheiden bin - Sie werden mir das gerne glauben - in außergewöhnlichen, in solchen, die ich einfach haben muss - kenne ich keine Grenzen. Wo ich Ganzes gebe, will ich Ganzes haben oder nichts."

Service

Christine Lavant, "Ich bin maßlos in allem", ausgewählt und kommentiert von Klaus Amann, Wallstein Verlag
Klaus Amann und Doris Moser (Hg.), "Christine Lavant. Werke in vier Bänden", Wallstein Verlag

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler