Schilfrohr unscharf

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Gedanken für den Tag

Blaise Pascal - Wette auf Gott

Wolfgang Müller-Funk, Literaturwissenschafter, zum 400. Geburtstag des Philosophen und Mathematikers Blaise Pascal

Lässt sich die Existenz Gottes beweisen? Das wird zwangsläufig zu einer maßgeblichen philosophischen Frage, wenn das menschliche Denken in Gestalt von Wissenschaft und Logik selbst zur Richtschnur von Wahrheit und Falschheit avanciert.

Aber gerade dieses Vermögen der Ratio bestreitet der Mathematiker und moderne Gelehrte Pascal. Er gesteht dem Menschen zwar die Fähigkeit zu, etwa die Wahrheit des Christentums zu erkennen, aber er besitzt Pascal zufolge "weder beständige noch befriedigende Wahrheit", schon gar nicht im Hinblick auf die letzten Dinge, auf das "unendliche Nichts".

Man kann, so behauptet der Philosoph, "sehr wohl erkennen, daß es einen Gott gibt, ohne zu wissen, was er ist". Vielleicht bildet diese Unerkennbarkeit die Basis für unsere Gotteserkenntnis, dann nämlich, wenn das Unerkennbare mit dem Göttlichen verschmilzt.

Pascal greift zum Bild einer Wette, wie wir sie vom Glücksspiel oder vom Pferderennen kennen. Dabei gilt es abzuwägen, worin der Gewinn bzw. der Verlust besteht, wenn wir auf die Existenz Gottes setzen: "Wenn ihr gewinnt, so gewinnt ihr alles, und wenn ihr verliert, so verliert ihr nichts: Wettet also ohne zu zögern, dass er ist."

Das ist natürlich höchst paradox. Zuerst wird nämlich gesagt, dass die Besonderheit darin besteht, dass er nicht erkennbar ist, und zwar deshalb, weil er unendlich unbegreiflich und grenzenlos sei. Damit verabschiedet Pascal die Idee, Gott zu beweisen und tut das gleichzeitig auch wieder nicht, weil die Unerkennbarkeit ein Ausweis des Göttlichen ist - weshalb er uns vorschlägt, die Existenz Gottes hypothetisch anzunehmen. Was Pascal bei dem Bild der Wette unterschlägt, ist, dass er dem Gefühl, dem Herzen, eine besondere Stelle beim Erkennen einräumt: "Wir erkennen die Wahrheit nicht nur mit der Vernunft, sondern auch mit dem Herzen."


Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Hermann Schein 1586 - 1630
Titel: Banchetto Musicale - Nr.2 Suite 2 a 5 in d
* Gagliarda - 2.Satz (00:01:50)
Ausführende: Hesperion XX
Leitung: Jordi Savall
Länge: 01:50 min
Label: EMI 7492242

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