George Orwell - "1984"

23. Juni 2023, 06:56

"1984" (auf Englisch Nineteen Eighty-Four) erschien 1949 und gilt als das bekannteste Werk Orwells. Der Roman wurde millionenfach aufgelegt und in 30 Sprachen übersetzt.

Orwell schildert die Versuche des Protagonisten, den Fängen eines despotischen Staates zu entkommen. Dabei gelingt es ihm, den Leserinnen und Lesern auf eindrucksvolle, ja - man kann durchaus sagen - auf beängstigende Art und Weise die innere Struktur von totalitären Systemen - wie etwa der Sowjetunion unter Stalin - vor Augen zu führen.

Der Roman sollte in den folgenden Jahren das Genre des dystopischen Romans prägen. "1984" hat viele Autorinnen und Autoren in ihrem Schaffen inspiriert, einige Ausdrücke sind zu einem festen Bestandteil der Popkultur, ja sogar der Alltagssprache geworden, wie zum Beispiel "großer Bruder" oder "big brother is watching you".

Dystopien wie "1984" handeln aber vor allem von zwischenmenschlicher Kälte, vom Nicht-Hören der Stimme des anderen. Solche dystopischen Zustände kann es auch in einer Demokratie geben. Dann nämlich, wenn kein Interesse daran besteht, bestimmte Positionen sichtbar werden zu lassen. Ich denke hier an den Umgang der Gesellschaft mit Klimaaktivistinnen und -Aktivisten.

Die Medien berichten in letzter Zeit viel darüber, dass die Aktionen der Letzten Generation eine Zumutung für die Autofahrerinnen und Autofahrer sind. Aber kaum einer fragt sich, was es für die Aktivisten bedeutet, die sich immerhin für unser aller Zukunft einsetzen, beschimpft, getreten, gewürgt, von der Straße gezerrt zu werden. Die Kälte der Gesellschaft ihnen gegenüber trägt für mich in den letzten Wochen und Monaten mehr und mehr dystopische Züge.

Service

George Orwell, "1984", Ullstein Verlag

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler