
AP/IKONI/GARY WATERS
Radiokolleg
Warum Worte machen? Über das Sprechen, Phantasieren und Denken (2)
Gesten: vom Handeln, Zeitempfinden zum Geschichten-Erzählen
16. August 2023, 09:05
Es gibt verschiedene Thesen über die Evolution von Sprache. Alle wissenschaftlichen Annahmen sind spekulativ, eindeutige Antworten auf das Rätsel gibt es nicht. Am Anfang war der Ton? Am Anfang war die Geste? Oder sind das Sprechen und die vielen Sprachen eine Kombination aus diversen Fähigkeiten? "Unsere Grammatik ist nichts anderes als ein hochorganisiertes Pattern aus Handlungsabfolgen", sagt der australische Kognitionsforscher Russel Gray und untersucht, wie die neukaledonische Krähe Werkzeuge für die Nahrungssuche herstellt.
Die Vögel verarbeiten mit ihren Schnäbeln lang gezackte Blätter der Schraubenpalme. Sie reißen den Blattrand ab und erhalten so kleine Lanzen, mit denen sie nach Insekten stochern. Das ist klug und folgt fast einer grammatikalischen Struktur, erklärt er. Auch die Kognitionsforscherin Nicky Clayton und der Schriftsteller Clive Wilkins beobachten das Verhalten von Krähen, um über den Spracherwerb und die besondere menschliche Kreativität und das Geschichten erzählen nachzudenken.
"Wir finden, dass es eine Art selektiven Druck in der menschlichen Evolution gegeben haben muss, damit wir Zeit wahrnehmen und Narrative bilden können, Romane schreiben können", sagt Nicky Clayton. Der Ursprung der Sprache hat mit Problemlösen zu tun, nimmt das Forscherteam an. Darum hat Nicky Clayton die Corviden, eine bestimmte Rabenart, beim Planen ihrer Mahlzeiten beobachtet. Sie fand heraus, dass das Verstecken von Nahrung und das Beobachten der Tiere untereinander dabei, eine wichtige Rolle für die Entwicklung von komplexen Handlungsabfolgen spielt. Das ist auch für die menschliche Entwicklung wichtig, denn ohne gut funktionierende Motorik der Hände, Füße und Beine und ohne das Wahrnehmen des Gegenübers, aber auch ohne ein Gefühl für die Zeit, gibt es keinen Spracherwerb.
Service
Sendereihe
Gestaltung
- Katrin Mackowski