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KATHARINA KLEMENT

Zeit-Ton

Musik, die vom Leben lernt

Neue Kompositionen beim ORF musikprotokoll nehmen Maß an der Natur

Das 56. ORF musikprotokoll im steirischen herbst beschäftigt sich von Donnerstag, 5. Oktober bis Sonntag, 8. Oktober 2023 mit dem, was Musik in unserer Welt verankert - mit ihren sozialen und kulturellen Bezügen zu Alltag, Politik und Umwelt. Einige der Komponierenden, die heuer Kompositionsaufträge erhalten haben, setzen sich dezidiert mit physikalischen und biochemischen Erscheinungen der belebten und unbelebten Natur auseinander.

Die akustische Landschaft eines Fichtenwaldes und das unterirdische Kommunikationsnetz der Bäume haben die Norwegerin Kristine Tjogersen zu ihrem Klavierkonzert inspiriert. Dabei verwandelt sich der Innenraum des Soloinstruments selbst in eine Waldlandschaft. Auch die Estin Madli Marje Gildemann nutzt biologische Prozesse als Inspirationsquelle: In ihren Kompositionen werden Abläufe hörbar gemacht, die sich sonst im inneren der Pflanzen verbergen. In ihrem neuen Stück für Graz geht es um die dramatischen Folgen der Lichtverschmutzung auf die Navigationsfähigkeit von nachtaktiven Vögeln.

"Ich habe durch die Beschäftigung mit der Natur viel über Struktur und Form erfahren", sagt Gildemann. "Denn die Struktur der Klänge in der Natur ähnelt der Struktur unserer menschlichen Musik auf erstaunliche Weise. Und ich habe definitiv gelernt, genauer zuzuhören."

Die Irin Karen Power nutzt ihre lange Erfahrung mit Field Recordings und schreibt für das Klangforum Wien ein Werk, das die Physik des Windes und Vogelrufe miteinander verbindet: Die Musiker:innen kommunizieren dabei mit Hilfe der musikalischen Struktur der Vogelstimmen. Auf ihren Klangforschungsreisen muss sie immer entlegenere Gebiete aufsuchen: "Es wird wirklich immer schwieriger, einen Ort zu finden, an dem man keine menschlichen Eingriffe hört."

Katharina Klement schreibt ihr Stück "Monde" für Ensemble und Betonmischmaschinen in einer neuen Version fort. Mit Elementen der historischen Aufführungspraxis: Die zwei Betonmischmaschinen, die bei der Uraufführung im Jahr 1999 verwendet worden sind, wurden technisch wieder fit gemacht und liefern den Grundbeat für das Stück.

Elia Praderio nennt sein neues Werk für das Schallfeld Ensemble "Dune". Die graduellen Übergänge vom Einzelinstrument zum Ensemble in dieser akustischen Düne sind für ihn Metaphern für den Wandel unserer Umwelt: Kleine Veränderungen haben große Auswirkungen.

Sendereihe

Gestaltung

  • Rainer Elstner

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Madli Marje Gildemann
Titel: Three Studies on Plant Biology, I Osmosis
Ausführende: Mondrian Ensemble
Länge: 03:47 min
Label: Manus

Komponist/Komponistin: Karen Power
Titel: Nature Calls
Ausführende: National Symphony Orchestra Ireland
Leitung: Jessica Cottis
Länge: 06:55 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Madli Marje Gildemann
Titel: Three Studies on Plant Biology, I Osmosis
Ausführende: Mondrian Ensemble
Länge: 03:00 min
Label: Manus

Komponist/Komponistin: Katharina Klement/geb.1963
Album: KATHARINA KLEMENT: INSTRUMENTS & ELECTRONICS
Titel: Monde "nein, keinerlei Gezeiten, aber Geraume" - für 4 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabaß, Klarinette, Baßklarinette, Percussion, 7-Kanal-Band und 2 Betonmischmaschinen
Ausführende: Ensemble die reihe
Länge: 08:48 min
Label: KALK CD07 (Katharina Klement)

Komponist/Komponistin: Carlo Elia Praderio
Titel: Dorsale
Ausführende: Carlo Sampaolesi
Länge: 05:08 min
Label: Manus

Komponist/Komponistin: Kristine Tjøgersen
Titel: Piano Concerto - For pianist with live camera and sinfonietta
Solist/Solistin: Ellen Ugelvik
Ausführende: Bit 20 Ensemble
Leitung: Halldis Rønning
Länge: 04:20 min
Label: Manus

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