Tadaaki Otaka und Elena Urioste

BBC/ANDY PARADISE

Das Ö1 Konzert

Rachmaninow, Coleridge-Taylor, Beethoven

BBC National Orchestra of Wales, Dirigent: Tadaaki Otaka. Elena Urioste, Violine
. Sergej Rachmaninow: 3 Études-tableaux aus op. 23 & 39 (arr. Ottorino Respighi) ; Samuel Coleridge-Taylor: Konzert für Violine und Orchester g-Moll op. 80 ; Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 5 c-Moll op. 67
(aufgenommen am 19. Juli in der Royal Albert Hall, London im Rahmen der "Proms 2023")

The Black Mahler? The African Mahler?

Ein Schwerpunkt der heurigen BBC-Proms Saison lag auf Musik des "afro-britischen" Komponisten Samuel Coleridge-Taylor. 1875 wurde er in London geboren. Seine Mutter, Alice Hare Martin, war Engländerin, sein Vater, Daniel Peter Taylor, stammte aus Sierra Leone und wurde am Londoner King´s Collge zum Arzt ausgebildet, kehrte aber in seine Heimat zurück. Aufgrund seiner Hautfarbe fand er in England keine Chance zu praktizieren. Zu Lebzeiten galt Samuel Coleridge-Taylor (ursprünglich ohne Bindestrich; Coleridge war der zweite Vorname, der sich der Verehrung seiner Mutter für den Dichter Samuel Taylor-Coleridge verdankte) als erster "Negro Composer" und Dirigent "klassischer Musik" und, wie es in einem Artikel hieß, "führender Komponist seiner Rasse" (the foremost composer of his race). Neuerdings ist in englischen Medien vom "British-Sierra Leonean" und "mixed-race composer" zu lesen. 1910, während seiner letzten Konzerttournee durch die USA, ließ sich ein Journalist das Etikett "the Black Mahler" einfallen. Heute sprechen manche von Coleridge-Taylor als "the African Mahler."


Ein Komponist, dem die Anerkennung verwehrt wurde?

In seiner Kindheit hatte er unter Rassismus zu leiden. Elgar und andere britische, "weiße", Komponisten erkannten sein Talent und förderten ihn. In den letzten Jahren war in britischen, auch deutschsprachigen Medien, zu lesen, dem "afro-britischen Komponisten" sei "die Anerkennung verwehrt" und er sei aus den "Geschichtsbüchern verdrängt" worden. Ein Besuch der Website der Coleridge-Taylor Foundation und der englischsprachige Wikipedia-Leselisteneintrag korrigieren diese Sicht. In London sind ihm zwei "Blue Plaques" gewidmet - eine Ehre, die sonst keinem anderen britischen Komponisten widerfahren ist. In Londons Croydon erinnert ein Denkmal an ihn. Seine Musik ist seit Jahrzehnten auf Tonträgern vertreten. Mindestens zwei Mal war er "Composer of the Week" von Radio 3 der BBC. Von 1924 bis 1939 waren in der Royal Albert Hall halbszenische Aufführungen seiner Kantatentrilogie "The Song of Hiawatha", die an 800 Beteiligte erforderte, jeweils vierzehn Tage hindurch ausverkauft.


Coleridge-Taylors Violinkonzert

Sein Violinkonzert schrieb Coleridge-Taylor für die amerikanische Geigerin Maud Powell, die in der erfolgreichen Uraufführung beim Norfolk Connecticut Music Festival 1912 den Solopart spielte. Aus gesundheitlichen Gründen konnte der Komponist nicht an der Uraufführung teilnehmen. Er starb wenige Wochen später an den Folgen einer Lungenentzündung im Alter von 37. Die britische Erstaufführung fand am 8. Oktober 1912, fünf Wochen nach seinem Tod, im Rahmen der Promenade Concerts in der Queen's Hall statt.
Das Werk ist, so die englische Geigerin Tasmin Little im Programmheft der Proms, "groß angelegt, fast opernhaft, mit großen Themen fürs Orchester, dialogischen Details in den Holzbläsern, kontrastierenden episodischen Passagen und satten Harmonien." Der Solopart sei "wunderbar geschrieben, wobei die langen, ausladenden Themen viel Raum für Lyrisches mit kontrastreichen, virtuosen Passagen lassen."


So klopft das Schicksal an die Tür -?

In Frankreich wird Beethovens 5. Symphonie nicht als Schicksalssymphonie bezeichnet, sondern gern als "chant de victoire" - Siegeshymne oder Triumphmarsch. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 hatten Franzosen eine Kanone auf "Beethoven" getauft, sich also nicht am ta-ta-ta-taaa des ersten Satzes orientiert, sondern am "Triumphmarsch" im Finale - der Inhalt sei doch deutlich erkennbar "die Rückkehr Elsass-Lothringens ins Vaterland Frankreich". Im Deutschland der Nationalsozialisten wiederum wollte ein Musikwissenschaftler den "Daseinskampf eines von Gewalt bis zum Wahnsinn getriebenen Volkes" auf der Suche nach seinem Führer hören.

Service

Samuel Coleridge-Taylor Foundation

Samuel Coleridge-Taylor Network

made for minds

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Sergej Rachmaninow /1873-1943
Bearbeiter/Bearbeiterin: Ottorino Respighi /1879-1936
Titel: Cinq Etudes-tableaux für Klavier, op.160 - Transkription für Orchester
* La Mer et les Mouettes / Die See und die Möwen (op.39 Nr.2), a-Moll (00:08:40)
* Marche / Marsch (op.39, Nr.9), D-Dur (00:03:30)
Bearbeitung, 5
Orchester: BBC National Orchestra of Wales
Leitung: Tadaaki Otaka
Länge: 11:55 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Samuel Coleridge-Taylor/1875 - 1912
Titel: Konzert für Violine und Orchester in g-Moll op.80
* Allegro maestoso - Vivace - Allegro molto - 1.Satz
* Andante semplice - Andantino - 2.Satz
* Allegro molto - Moderato - 3.Satz
Solist/Solistin: Elena Urioste, Violine
Orchester: BBC National Orchestra of Wales
Leitung: Tadaaki Otaka
Länge: 31:20 min
Label: EBU

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Titel: Symphonie Nr.5 in c-Moll op.67
* Allegro con brio - 1.Satz
* Andante con moto - 2.Satz
* Allegro - 3.Satz
* Allegro - 4.Satz
Orchester: BBC National Orchestra of Wales
Leitung: Tadaaki Otaka
Länge: 33:30 min
Label: EBU

weiteren Inhalt einblenden