Otto Mauer und Gevatter Tod

4. Oktober 2023, 06:57

Der Tod betrifft alle. Er ist das Thema der menschlichen Existenz schlechthin. Dies habe ich selbst schmerzlich und hautnah gespürt, als mein Vater kürzlich gestorben ist. Schon das ganze Jahr über habe ich mich intensiver als sonst mit dem Tod beschäftigt - auch in Vorbereitung auf unsere Ausstellung "Sterblich sein", die am 5. Oktober eröffnet wird.

Der Priester und Domprediger Otto Mauer hat sich als Theologe zeitlebens mit den sogenannten "letzten Dingen" befasst. Insofern haben ihn in der Frühphase seiner Sammlertätigkeit besonders Kunstschaffende interessiert, die sich mit der Endlichkeit der menschlichen Existenz befassen. Dies spiegeln auch viele Werke in der Sammlung Otto Mauer wider, die zum Dom Museum Wien gehört. So auch Grafiken der Künstlerin Margret Bilger, die für Otto Mauer sehr wichtig war und von der wir in unserer Ausstellung ein Blatt zeigen, das mich berührt.

Die Grafik ist durch die Technik des sogenannten Holzrisses ein sehr organisches Blatt aus dem Jahr 1944. Aus einem rhythmischen Liniengeflecht treten zwei Figuren hervor, die einander zugewandt sind. Es sind ein Mann und eine Personifikation des Todes, die hier einander die Hand geben. Der Mann wirkt keineswegs erschrocken, sondern blickt dem Tod nachdenklich ins Auge.

Mich begeistert diese Arbeit aus der Serie "Gevatter Tod", weil sie zeigt, was Otto Mauer an Kunst fasziniert hat. Kunst kann keine Antworten auf die entscheidenden Fragen des Lebens geben. Aber sie kann Bilder schaffen, Bilder für etwas, was jenseits der menschlichen Vorstellung liegt. Somit kann sie helfen, Dingen ins Auge zu blicken, um bewusst zu leben - auch wenn sie so bedrohlich sind, wie die Tatsache, dass Mensch sein eben bedeutet, sterblich zu sein.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler