Ausgebranntes Gebäude in Tel Aviv

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Praxis - Religion und Gesellschaft

Kein Frieden im Nahen Osten

In Geiselhaft: Zivilistinnen in Israel +++ Pius XII. auf dem Prüfstand +++ Polen: Richtungswahl für Regierung und Kirche

1. In Geiselhaft: Zivilistinnen in Israel

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober mit hunderten Toten, Verletzten und vielen Verschleppten sind hierzulande viele Jüdinnen und Juden in Sorge um ihre Angehörigen, die Bundesregierung arbeitet an einer Rückholaktion.

Wie aber über die Kämpfe berichten, zumal der Nahe Osten eine ständige Krisenregion und die Lage extrem komplex ist? Der Konflikt im Nahen Osten zwischen den israelischen und palästinensischen Führungen hat eine lange Geschichte, auf beiden Seiten sind Zivilistinnen und Zivilisten massiv betroffen, der Staat Israel ist umgeben von anderen Staaten, die ihm mehr oder weniger offen seine Existenzberechtigung absprechen.

Ist es zu diesem Zeitpunkt, kurz nach dem blutigen Angriff auf Israel, überhaupt legitim auch die israelische Politik zu kritisieren? Darf auch Augenmerk auf das Leid der palästinensischen Bevölkerung gelegt werden? Opfer gibt es auf beiden Seiten. Wie darüber berichten, ohne dabei zu relativieren oder gar Täter-Opfer-Umkehr zu betreiben? Über ethische Fragen im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Kämpfe in Israel, über die Sorge österreichischer Jüdinnen und Juden, über Zivilistinnen und Zivilisten zwischen den Fronten spricht Judith Fürst im Praxis-Studio mit dem Journalisten und Präsidenten der liberalen jüdischen Gemeinde Or Chadasch in Wien, Eric Frey.


2. Pius XII. auf dem Prüfstand

Die Rolle Pius XII. im Nationalsozialismus wird ein weiteres Mal unter die Lupe genommen, auf einem internationalen Kongress an der Gregoriana-Universität in Rom. Dem damaligen Papst wird immer wieder vorgeworfen, zum Holocaust geschwiegen und zu wenig für die Rettung von Jüdinnen und Juden getan zu haben. Seit der Öffnung der vatikanischen Archive für Forschungszwecke im März 2020 durch Papst Franziskus sind zahlreiche Dokumente aufgetaucht, die sowohl beweisen, dass Pius XII. tausende Jüdinnen und Juden vor Verfolgung gerettet, aber auch, dass er von den Konzentrationslagern gewusst hat. Auch eine Namensliste von etwa 4.300 Personen, die in der Nazizeit in kirchlichen Organisationen Unterschlupf gefunden haben, ist aufgetaucht, unter ihnen mindestens 3.200 Jüdinnen und Juden. Einen von ihnen hat ORF-Rom-Korrespondent Alexander Hecht getroffen. Lello dell' Ariccia erzählt über sein Leben als jüdisches Kind bei den Franziskanerinnen, bei denen er, seine Mutter und seine Schwester damals untergekommen sind.


3. Polen: Richtungswahl für Regierung und Kirche

Am 15. Oktober wird in Polen ein neues Parlament gewählt. In den Umfragen führt die regierende rechtskonservative PiS Partei, die seit 2015 an der Macht ist und mehrmals von der EU gerügt wurde, unter anderem wegen einer umstrittenen Justizreform, die die Absetzung unliebsamer Richter erleichtert hat oder wegen des de-facto-Verbotes von Schwangerschaftsabbrüchen. Zugleich mit den Wahlen wird auch über ein Referendum zur Verteilung von Flüchtlingen in den EU-Staaten, um die am stärksten betroffenen Länder wie Italien und Griechenland zu entlasten, abgestimmt. Eng verwoben ist die PiS-Partei mit der katholischen Kirche in Polen, zumindest mit deren rechtskonservativem Flügel. Das Datum des Wahltages hat auch symbolische Bedeutung: In Polen ist der 15. Oktober der "Papsttag", ein Staatsfeiertag, der daran erinnert, dass genau an diesem Tag vor 40 Jahren Karol Wojtyla zu Papst Johannes Paul II. gewählt worden war. Martin Motylewicz mit einer Vorschau auf den Wahltag.

Service

Or Chadasch
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  • Judith Fürst