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Salzburger Nachtstudio
Ein Denkmal für den Sultan.
Die Geschichte osmanischer Machtideen
25. Oktober 2023, 21:00
Ist er noch Präsident oder schon Sultan?
Wenn der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei offiziellen Anlässen vor dem Porträt Mustafa Kemal Atatürks posiert, mag das aufmerksame Beobachterinnen und Beobachter verwundern. Denn mit dem legendären Schöpfer der modernen, laizistischen Türkei hat das Handeln des autokratisch regierenden Politikers scheinbar nicht viel zu tun.
Andererseits: Steckten nicht auch in der Ideologie des "Vaters der Türken" (1881-1938) Merkmale einer Diktatur?
Erdogan selbst nimmt mehr Maß an Sultan Mehmet II. (1432-1481), der 1453 Konstantinopel für den Islam eroberte. Ihm, dem "Vater der Eroberung", streut der Präsident bei jeder Gelegenheit Komplimente, baut ihm Denkmäler. Immerhin ist Erdogans Maxime eine markante Zeile aus dem Gedicht "Asker duasi": "Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten".
Zugeschrieben wird dieses Poem dem kemalistischen Soziologen Ziya Gökalp, der Klang ist jener einer osmanischen-religiösen Reichsidee. Wohin also will Erdogan mit seinen Machtphantasien? Woher bezieht er seine Vorbilder? Von den Sultanen des Mittelalters? Oder den religiös legitimierten Kalifen? Vom pantürkischen "Turanismus", der im 19. und 20. Jahrhundert eine Einheit von Turkvölkern mit Finno-Ugriern und Mongolen wollte? Oder doch aus einem banalen, und nur oberflächlich gebändigten dumpfen Dschihadismus?
Längst ist deutlich geworden, wie weit und mit welchen Mitteln diese und ähnliche aggressive Ideologien nach Europa drängen. Wie kann sich das demokratische Europa ihrer erwehren? Martin Haidinger analysiert mit Expertinnen und Experten die Hintergründe imperialistischer Ideen türkischen Zuschnitts.