Hirsche

APA/dpa/Federico Gambarini

Punkt eins

Hat der Wald ein Wildproblem?

Raum für Reh und Hirsch: Über Wildschadensprobleme und Nutzungskonflikte im Wald. Gast: Univ. Prof. i.R. DI Dr. Friedrich Reimoser, Honorarprofessor an der Universität für Bodenkultur in Wien, Veterinärmedizinische Universität Wien. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Hangrutsche, Murgänge, Sturmschäden und der nahende Winter lenken die Aufmerksamkeit derzeit verstärkt auf den Zustand der heimischen Wälder und Schutzwälder und damit auf Tierarten, die nicht selten als "Schädlinge" des Waldes gelten: Rehe und Hirsche, so genanntes Schalenwild.

Am 1. September wurde der Wildschadensbericht 2022 publiziert: im Vergleich haben die Wildschäden zugenommen, zeigt der Überblick, den das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft jährlich erstellt. Rehe und Hirsche fressen Knospen und Triebe (Verbiss), schälen und beschädigen die Rinde, hemmen das Wachstum von Bäumen (mitunter vollständig) und schaden damit dem Wald. Auch Gämsen sind in den Alpen auf Grund von Trittschäden nicht überall gern gesehen. Förster sehen meist die Jäger in der Pflicht, Stichwort: "Wald vor Wild". Heißt das, der Wald hat ein Wild-Problem?

"Wildtiere sind Teil des Ökosystems Wald und können deshalb diesem nicht so gegenübergestellt werden und Vegetation und Tiere im Wald haben für sich kein Problem miteinander", gibt Friedrich Reimoser zu bedenken, der sein Forscherleben seit Jahrzehnten der Wildtierforschung und dem Wildtiermanagement widmet. Das heißt: den so oft zitierten "Wald-Wild-Konflikt" gibt es nicht, wohl aber zahlreiche Konflikte zwischen Menschen und ihren höchst unterschiedlichen Interessen.

Die Nutzungsinteressen an der Kulturlandschaft Wald haben in den letzten Jahren beachtlich zugenommen, ebenso die Akteure. Doch im Kern geht es um einen Konflikt zwischen Forst und Jagd, einer "besonderen Form der Mensch-Wildtier-Umwelt-Beziehung", dessen Wurzeln bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen - und der seither als "markantes Problem bekannt ist", von Skandinavien über die Alpen bis Südeuropa, schreibt der Wildtierökologe in einem seiner zahlreichen Aufsätze zum Thema.

Doch Forschungen zeigen, dass das Ausmaß der Wildschäden und der Forst-Jagd-Konflikt oft nicht zusammenhängen. Selbst wenn Wildschäden objektiv nicht nachweisbar sind, kann der Konflikt bestehen. Was also hält ihn am Leben?

Friedrich Reimoser, seit 2012 im Ruhestand und als Honorarprofessor an der Universität für Bodenkultur in Wien tätig, wird nicht müde, sich für das Ökosystem Wald, den Dialog aller Beteiligten und die Bewusstseinsbildung einzusetzen. Der Universitätsprofessor im Ruhestand ist außerdem Förster, Jäger und Landwirt und gilt als Pionier der wildökologischen Raumplanung, die die Lebensraumsicherung für Wildtiere einerseits und die Wildschadensvermeidung in der Land- und Forstwirtschaft andererseits zum Ziel hat.

Sein Zugang zu Mensch-Mensch-Konflikten im Wald: Die Nutzungskonflikte zu lösen, ist die Aufgabe und die gemeinsame Verantwortung aller Menschen, die den Lebensraum von Wildtieren nutzen.

Die Fragen, die Friedrich Reimoser dabei stellt, betreffen daher uns alle: Welchen Stellenwert wollen wir Wildtieren und im Speziellen den großen Huftieren wie Rotwild oder Rehwild in unserer intensiv genutzten Kulturlandschaft einräumen? Für Wolf und Luchs ist die Aufmerksamkeit groß, was ist mit Rebhuhn und Auerhahn? Und wer ist für all das verantwortlich?

Ob Grundbesitzerin, Jäger oder Forstwirtin, Landwirt, Mountainbikerin oder Wanderer: Rufen Sie uns an und diskutieren Sie mit unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Service

Wenn Sie sich weiter informieren möchten:

Friedrich und Susanne Reimoser - umfangreiche Informationen zu Wildtierforschung und im Wildtiermanagment

Wildschadensbericht 2022

Forst & Jagd Dialog

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Playlist

Komponist/Komponistin: Antonín Dvorak
Titel: Cypresses for String Quartet B 152: No. 11
Ausführende: New Helsinki Quartet
Länge: 02:20 min
Label: ECM

Komponist/Komponistin: Antonin Dvorak
Titel: Cypresses for String Quartet, B 152: No. 71
Ausführende: New Helsinki Quartet
Länge: 02:27 min
Label: ECM

Komponist/Komponistin: Antonin Dvorak
Titel: Cypresses for String Quartet, B 152: No. 12 (davon 27 Sek. unterlegt)
Ausführende: New Helsinki Quartet
Länge: 02:45 min
Label: ECM

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