Strategie? Perspektive? Willkommen? Was sie erwartet

14. November 2023, 13:00

Seit ihrer Ankunft in Oberösterreich vor einigen Monaten plagen die Pflegefachkräfte von den Philippinen viele Fragen: Warum arbeiten wir als Heimhelferinnen, obwohl wir vier Jahre studiert haben? Wie können wir uns das Leben hier leisten? Wohin können wir uns wenden, wenn wir Fragen haben? Wie kann uns Österreich davon überzeugen, zu bleiben?

Von etwa 60 Personen, die vor einem Jahr angeworben worden sind, sind fünf wieder in die Philippinen zurückgekehrt. Zurück zu ihren Familien, die sie im Heimatland lassen mussten. Ihnen fehlte die Perspektive, ob und wann sie ihre Kinder nach Österreich nachholen und ob sie ihnen hier ein leistbares Leben bieten können. Mittlerweile überlegen auch andere Fachkräfte, Österreich wieder zu verlassen, denn nicht nur hierzulande sucht man händeringend nach Pflegekräften. Der Mangel an Personal ist ein europäisches Problem. Deutschland etwa hat nicht nur mit den Philippinen bilaterale Abkommen geschlossen, sondern auch mit Ländern wie Indien, Indonesien und Tunesien.

Österreich will nun nachziehen und hat dieses Jahr mehrere Delegationen nach Manila geschickt. Schließlich haben WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf und Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler im Oktober mit den Philippinen ein Abkommen zur Anwerbung von qualifizierten Arbeitskräften unterzeichnet. Bis 2027 will man jährlich rund 400 Menschen aus den Philippinen nach Österreich holen.

Für die Philippinen ist Arbeitsmigration ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Rund jede zehnte arbeitende Person ist im Ausland beschäftigt und schickt Geld in die Heimat zurück. Der persönliche Preis, den die Menschen dabei zahlen, ist hoch. "Es geht nicht nur ums Geld", schildert ein Pfleger, der seit Kurzem in Österreich lebt: Es geht um Perspektiven, um die Anerkennung von Qualifikationen sowie um Respekt und Schutz am Arbeitsplatz.

Empfehlungen, welche Rahmenbedingungen es für eine Anwerbung von Fachkräften braucht, sind in einer Studie der Internationalen Organisation für Migration (IOM) nachzulesen. Studienleiter Alexander Spiegelfeld von IOM Österreich ist zu Gast im Studio.

Wie kann eine durchdachte Strategie aussehen? Welche Art der Willkommenskultur braucht es in Österreich? Diese Fragen beschäftigen Lisa Pangan sowohl beruflich als auch persönlich. Ihre Mutter ist in den 1970er-Jahren als Krankenschwester von den Philippinen nach Österreich gekommen. Außerdem ist Lisa Pangan selbst Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin.

Stefanie Meier hat im Rahmen ihrer Dissertation mehrere Monate in Manila verbracht und die Sprachausbildung und Arbeitsmigration von Pflegefachpersonen nach Deutschland untersucht. Ihre Forschungsergebnisse diskutiert sie mit den anderen Gästen unter der Moderation von Marina Wetzlmaier.

Hörerinnen und Hörer sind wie immer herzlich eingeladen, mitzudiskutieren. Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 (kostenfrei innerhalb von Österreich) oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(a)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins