Radiogeschichten

"Erkenntnisse eines Tankwarts" von Alexandre Labruffe (Übersetzung: Cornelius Wüllenkemper)
Es liest Wolfram Berger

Der französische Anthropologe Marc Augé hat vor dreißig Jahren den Begriff "Nicht-Orte" geprägt. Er meint damit mono-funktional genutzte Flächen im urbanen und suburbanen Raum wie Einkaufszentren, Autobahnen, Bahnhöfe, Flughäfen und Gewerbezonen. Der Unterschied zum traditionellen, insbesondere anthropologischen Ort besteht im Fehlen von Geschichte und Identität, sowie in einer kommunikativen Verwahrlosung.

Tankstellen gehören auch dazu, doch mit einer gewissen Einschränkung, denn sie können durchaus kommunikative Knotenpunkte sein. Das ist eine Frage der Perspektive. Im Roman "Erkenntnisse eines Tankwarts" des französischen Autors Alexandre Labruffe geht es genau um dieses Zwischenreich zwischen Nicht-Ort und Kommunikationszentrum. Beauvoire ist Tankwart an einer Tankstelle am Rand von Paris. Autos halten an und werden betankt, Menschen kommen und gehen. Wenn er nicht gerade Kunden bedient, schaut er sich alte Filme im Fernsehen an, Spielt Dame mit seinem Freund Nietzland oder er macht sich Gedanken. Letzteres in reichlichem Maß, weshalb Beauvoire eine Art Homer des Nicht-Ortes ist.

Service

Alexandre Labruffe: "Erkenntnisse eines Tankwarts", Wagenbach Verlag

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann

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