Grenzgebiet, Essequibo-Region

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Punkt eins

Wem gehört Essequibo?

Venezuela und Guyana: Ein Ressourcenkonflikt des 21. Jahrhunderts. Gäste: Dr. Christian Cwik, Zentrum für Inter-Amerikanische Studien, Universität Graz & PhD Johannes Waldmüller, Ko-Koordinator Forschungsverbund Lateinamerika, Universität Wien. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Seit Wochen herrscht ein Konflikt zwischen den südamerikanischen Staaten Venezuela und Guyana über die Region Guayana Esequiba - nach dem Fluss, der sie von Norden nach Süden durchschneidet, auch Essequibo genannt. Anfang des Monats hatte Venezuelas Präsident Nicolas Maduro ein umstrittenes Referendum abhalten lassen, bei dem nach offiziellen Angaben 96 Prozent der Bevölkerung dafür waren, die Region zu annektieren.

Guyanas Präsident Irfaan Ali fasste das als Kriegsdrohung auf. Die Region macht einen großen Teil des Staatsgebietes von Guyana aus - und ist praktisch die alleinige Quelle seines wirtschaftlichen Aufschwungs, denn 2015 wurden dort riesige Ölvorkommen entdeckt. Ressourcen, auf die nun auch das wirtschaftlich angeschlagene Venezuela verstärkt schielt. Und das in einer Zeit, die eigentlich die Transition der Weltwirtschaft weg von der Ölabhängigkeit einläuten soll - zu diesem Ziel hatten sich gerade erst die Parteien des Weltklimagipfels durchgerungen.

Der Territorialstreit geht auf die Kolonialzeit zurück. Vor über 120 Jahren hatte sich das Vereinigte Königreich die Grenzen seiner damaligen Kolonie Guyana von einer internationalen Kommission zusichern lassen. Das sei weiterhin gültig, sagte der britische Commonwealth-Minister David Rutley bei einem Besuch in der Region am Montag: Die "territoriale Integrität" des seit 1966 unabhängigen Staates sei zu respektieren. Venezuelas Erklärung vom Wochenende, auf Gewalt in dem Konflikt verzichten zu wollen, begrüßte er.

Venezuelas Regierung setzte den Schritt inmitten innenpolitischen Drucks - das Land leidet unter anderem unter unkontrollierter Inflation, 2024 stehen Präsidentschaftswahlen an. Letzte Woche trafen sich die Staatschefs beider Länder zu Gesprächen. Sie vereinbarten, den Konflikt auf dem Weg der internationalen Diplomatie zu lösen; der Internationale Gerichtshof, die oberste Vermittlungsinstanz in solchen Fällen, wird allerdings von Venezuela nicht anerkannt.

Christian Cwik ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Inter-Amerikanische Studien der Universität Graz; Johannes Waldmüller ist Ko-Koordinator des Forschungsverbundes Lateinamerika und Lehrbeauftragter des Instituts für Politikwissenschaften der Uni Wien sowie Klimawandelberater bei Brot für die Welt/Diakonie-ACT Österreich.

Zusammen mit Xaver Forthuber und unseren Hörer:innen analysieren sie die Situation in der umstrittenen Grenzregion, ihre Auswirkungen auf Politik, Wirtschaft, Ökologie und Ökonomie beider Länder und darüber hinaus.

Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Xaver Forthuber

Playlist

Untertitel: Antonio Lauro
Titel: Suite Venezolana_ II. Danza Negra
Ausführende: Adam Holzman
Länge: 03:26 min
Label: NAXOS

Untertitel: Antonio Lauro
Titel: Suite Venezolana_ I. Registro (Preludio)
Ausführende: Adam Holzman
Länge: 01:52 min
Label: NAXOS

Untertitel: Antonio Lauro
Titel: Suite Venezolana_ IV. Vals
Ausführende: Adam Holzman
Länge: 02:54 min
Label: NAXOS

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