Chris Pichler, Julia Stemberger und Christoph Wagner-Trenkwitz

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Ö1 Hörspiel

"Der Rosenkavalier" - ohne Richard Strauss

"Der Rosenkavalier". Von Hugo von Hofmannsthal. "Der Rosenkavalier" gilt als eine der erfolgreichsten Opern aller Zeiten, war bereits bei der Erstaufführung ein Kassenschlager und besitzt ungewöhnliche literarische Eigenständigkeit.

Im Jänner 1911 wurde die Oper in Dresden uraufgeführt und sie wurde das erfolgreichste Beispiel der Zusammenarbeit von Hugo von Hofmannsthal mit Richard Strauss. Nach "Elektra" war der "Rosenkavalier" das zweite, gemeinsame Projekt, wobei Hofmannsthals Text als eigenständiges literarisches Werk gilt. Die Literaturwissenschafterin Ruth Klüger meint, der Text sei mehr als ein Libretto, er sei eine der besten Komödien, die Hofmannsthal geschrieben hätte.

Szenisch ist der "Der Rosenkavalier" in der Zeit Maria Theresias angesiedelt. Tatsächlich kann man es als Gegenwartsstück - bezogen auf Österreich um 1900 - lesen, in dem Hofmannsthal neue gedankliche Anstöße - man denke an Freuds "Traumdeutung", die wenige Jahre zuvor erstmals erschienen ist - aufgenommen hat.

Hofmannsthal, so Ruth Klüger, gibt vor eine Tradition fortzusetzen, die er in Wirklichkeit auf den Kopf gestellt hat und hinter sich lässt. Seiner Heldin gab er den Namen der Kaiserin, "Marie Theres" wird sie gerufen. Die Marschallin ist eine Ehebrecherin, die dies keineswegs reut, die man sich, so Ruth Klüger, gut mit einem weiteren Liebhaber vorstellen kann, nachdem sie den 17-jährigen Octavian an die 15-jährige Sophie abgegeben hat. Der Rosenkavalier sei, so zitiert Ruth Klüger Strauß und Hofmannsthal, "eine Oper für Frauen".

So wie sich das Stück auf der Bühne entfalte, ist die Marschallin die Mutter. Das Gebiet, auf dem sie ihren Einfluss ausübt, ist das einer humanen und, im besten Sinn des Wortes, verspielten Erotik, geprägt von Intuition und Einfühlung, Eigenschaften, die am stärksten zu Tage treten in ihrer Bereitschaft, Octavian aufzugeben. Im Kontrast dazu stehe, so Klüger, der Bereich der patriarchalen Männer, geprägt von Geld und Gewalt. Den auftretenden Männern in der Oper mangle es an Einfühlungsvermögen, so Klüger, sie können "keine zwei Schritte weit sehen, wenn es sich um den Bereich der Gefühle handelt".

Im Mai 1909 schreibt Strauss an Hofmannsthal zu dessen Rosenkavalier Entwürfen: "Sie sind ein Prachtkerl! Alle Figuren sind famos, scharf gezeichnet. Brauche leider wieder sehr gute Schauspieler, mit gewöhnlichen Opernsängern geht's schon wieder nicht".

Mit Julia Stemberger (Feldmarschallin Fürstin Werdenberg/Annina), Robert Meyer (Baron Ochs auf Lerchenau), Chris Pichler (Octavian), Leonie-Carolina Adam (Sophie) und Christoph Wagner-Trenkwitz (Erzähler/Herr von Faninal/Notar/dramaturgische Exkurse), Musik: Toni Burger und Christian Kapun, Ton: Martin Leitner und Manuel Radinger, Bearbeitung: Chris Pichler und Renate Pittroff, Regie: Renate Pittroff (ORF 2016)

Service

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Literatur: Ruth Klüger: "Ödipale Konfrontationen in Hofmannsthals Der Rosenkavalier" in:
Ruth Klüger: anders lesen, Essays, Wallstein Verlag 2023

Sendereihe

Gestaltung

  • Kurt Reissnegger

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