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doublecheck - das Ö1 Medienmagazin |
Das Netz und die Demokratie
Desinformation im Netz, das ist gerade in einem Super-Wahljahr wie 2024 ein großes Thema. Das Bewusstsein, dass Fake News zunehmend unsere Demokratien beeinträchtigen, ist laut einer UNESCO-Studie zwar da. Nur steht die Fähigkeit, das im konkreten Fall zu durchschauen, dazu in keinem Verhältnis. Es mangelt an Informations-Kompetenz, während die Anforderungen durch Künstliche Intelligenz und immer aggressivere Algorithmen wachsen.
5. Jänner 2024, 19:05
Zwei Drittel aller jungen Menschen in Österreich sind auf TikTok. Sie verbringen täglich Stunden mit den hunderten Videos, die im Sekundentakt auf sie einprasseln. TikTok ist eine ihrer Hauptquellen für Unterhaltung und Information. Dabei gerät man sehr schnell auf Abwege, wie auch der #doublecheck Selbstversuch zeigt. Wie kann man sich dagegen wappnen? Kann man auf TikTok überhaupt seriöse Nachrichten vermitteln? Die ZIB vom ORF Fernsehen versucht das, mit großem Erfolg. Kritikerinnen halten das nur für oberflächliches Marketing. Medienpädagogen sagen, niemand kann mehr an diesen Plattformen vorbei, wenn es darum gehen soll, den Jungen Informations-Kompetenz zu vermitteln - die die Medienwissenschaft als Basis für Demokratie-Kompetenz im Internet-Zeitalter sieht.
Digitale Popkultur" auf den Lehrplan
Seit 2018 gibt es an den österreichischen Schulen die digitale Grundbildung für die 11- bis 14-Jährigen, seit dem vergangenen Schuljahr als eigenes Fach. Bald soll man das auch als Lehramt studieren können. In den fünf Jahren habe sich einiges verbessert, sagen Medienpädagogen und -pädagoginnen, die an den Hochschulen entsprechende Kurse anbieten. Entscheidend sei, dass sich Lehrerinnen und Lehrer auf die Lebenswelten der jungen Menschen einlassen und die "digitale Popkultur" zwischen Instagram und TikTok annehmen. Das sei die Realität - so wie ein erschreckendes Ergebnis aus dem Medienkompetenz-Bericht der RTR: Demnach konnten fast zwei Drittel der Befragten in einem digitalen Kompetenz-Test der Unis Salzburg und Linz personalisierte Werbung nicht erkennen. Und mit der Künstlichen Intelligenz warten neue Herausforderungen: Es ist eine Chance für mehr Informations-Kompetenz - mit dem Risiko massiver Überforderung.
Medienpolitik mit Junktim und Bremse
Das Wahljahr schlägt sich auch in der Medienpolitik der Koalition nieder, die noch zwei wichtige Vorhaben auf ihrer Liste hat. Beide gehen auf Erkenntnisse des Verfassungsgerichtshofs zurück, wie schon das seit 1. Jänner in Kraft stehende ORF-Gesetz mit der Haushaltsabgabe. Auch das ist vom Höchstgericht erzwungen worden. Es geht einerseits um eine Reform der ORF-Gremien, also eine neuerliche Änderung des ORF-Gesetzes, die die ÖVP nach jüngsten Aussagen der nächsten Regierung überlassen könnte - sie steht auf der Bremse. Andererseits muss bis Jahresmitte eine geltende Ausnahmeregelung für journalistische Medien im Datenschutzgesetz repariert werden - und das will die ÖVP mit einem Zitierverbot aus Ermittlungsakten verknüpfen, welches die Kanzlerpartei seit der Chat-Affäre in ihren Reihen unbedingt durchsetzen möchte.
Moderation und Gestaltung: Nadja Hahn, Stefan Kappacher und Viktoria Waldegger
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