Demonstrant:innen mit bunten Plakaten, Queer-Gesellschaft

AP/OLIVIER MATTHYS

Diagonal

Nicht-binär: Queer durch die Genderpolitik

Wer nicht-binär ist, passt nicht in eine Welt, die traditionell nur die zwei Geschlechter kennt. In den letzten Jahren wird die Anerkennung ihrer Non-Binarität vor allem von einer jungen Generation gefordert und gelebt. Ob selbstbewusst oder problembeladen, selbstgewählte Genderidentitäten haben den Marsch durch die Institutionen angetreten.

Wer nicht-binär ist, passt nicht in eine Welt, die traditionell nur die zwei Geschlechter kennt. Im Unterschied zu trans Frauen und trans Männern verweigern sich nicht-binäre Menschen der traditionellen (binären) Zweiteilung in Mann und Frau. Manche nicht-binäre Menschen, bezeichnen sich etwa als genderfluid, wenn sich ihre Geschlechtsidentität zeitweise verändert oder wechselt. Andere fühlen sich gar keinem Geschlecht zugehörig und bezeichnen sich als agender. Und mit den Begriffen pangender oder polygender bringen Menschen zum Ausdruck, dass sie sich vielen oder allen Geschlechtern zugehörig fühlen. Aber das waren noch längst nicht alle Formen von nicht-binären Identitäten.

Wer macht Gender?

Wer führt die Debatte, Genderidentität selbst zu bestimmen können und diese auch juristisch und linguistisch legitimiert zu wissen? Im Englischen ist das Pronomen "they" für nicht-binäre Menschen im sprachlichen Alltag akzeptiert. Im Deutschen gibt es noch keine salonfähige Alternative, zu "sie" oder "er". Warum sind genderneutrale Angebote in öffentlichen Einrichtungen noch nicht Standard? Sehen radikale Feministinnen ihren Kampf gegen gewaltsame gesellschaftliche Diskriminierung verloren, wenn die traditionelle Zweiteilung der Geschlechter ins Wanken gerät? Zittern rechtskonservative Kreise um ihre Vormachtstellung in einem traditionell binär aufgebauten Gesellschaftssystem?

Die US-amerikanische feministische Philosophin Judith Butler hat bereits 1990 in ihrem Standardwerk "Gender Trouble" ("Unbehagen der Geschlechter") konstatiert, "Die kulturellen Konfigurationen von Geschlecht und Geschlechtsidentität könnten sich vermehren ., indem man die Geschlechter-Binarität in Verwirrung bringt." Seit 2019 bezeichnet sich Judith Butler selbst als non-binär.

In den letzten Jahren wird die Anerkennung ihrer Non-Binarität vor allem von einer jungen Generation gefordert und gelebt. Ob selbstbewusst oder problembeladen - der aktuelle identitätspolitische Diskurs durchdringt existenzielle Lebenswelten und Menschenrechtsfragen gleichermaßen. Selbstgewählte Genderidentitäten haben den Marsch durch die Institutionen längst angetreten.

Die Sozialen Medien machen nicht-binäre communities mehr und mehr sichtbar. In jugendpsychiatrischen - und Bildungseinrichtungen ist der Umgang mit nicht-binären Menschen ein elementares Thema. In der internationalen Popkultur outen sich immer mehr Kunstschaffende als nicht-binär. Für Hollywood- und Musikstars wie etwa Elliot Page oder die venezolanische Elektronikerin Arca ist die Kategorie "Mann" und "Frau" von gestern.

Erstausstrahlung: 8.10.2022

Service

Venib - Verein Nicht-Binär

Kim de l´Horizon, "Blutbuch", DuMont Verlag, 2022

Alok Vaid-Menon, "Beyond the Gender Binary", Penguin Random House, 2020

Laurie Penny, "Sexuelle Revolution", Nautilus Flugschrift, 2022

Kathleen Stock, "Material Girls - Warum der Feminismus für die Wirklichkeit unerlässlich ist", Edition Tiamat, 2022

Maggie Nelson, "Die Argonauten", Hanser Verlag Berlin, 2017

Virginia Woolf, "Orlando", Fischer Verlag

George Sand, "Gabriel", Reclam Verlag, 2022

Genesis P. Orridge, "Nonbinary: A Memoir", Abrams Press, 2022

Paul B. Preciado, "Kontrasexuelles Manifest", b_books Berlin, 2003

Judith Butler, "Das Unbehagen der Geschlechter", Suhrkamp Verlag, 1991

Simone de Beauvoir, "Das andere Geschlecht", rororo Taschenbuch

Missy Magazine - Magazin für Pop, Politik und Feminismus

Kerosin95

Sendereihe

Gestaltung

  • Petra Erdmann

Playlist

Komponist/Komponistin: SOAK = Bridie Monds-Watson
Album: Before We Forgot How To Dream
Titel: "my brain"/instr.
Ausführende: SOAK /Instrumental
Länge: 01:04 min
Label: Rough Trade RTRADCD743

Komponist/Komponistin: Arca
Album: Kick IIII
Titel: Lost Woman Found
Ausführende: Arca
Länge: 00:28 min
Label: XL Recordings - XL1223DA

Komponist/Komponistin: Arca
Album: Kick II
Titel: Prada
Ausführende: Arca
Länge: 02:43 min
Label: XL Recordings - XL1212LP

Komponist/Komponistin: Dua Saleh
Album: Crossover
Titel: buzzin
Ausführende: Dua Saleh
Länge: 03:35 min
Label: Against Giants

Komponist/Komponistin: Jake Blount
Komponist/Komponistin: trad
Titel: The Downward Road (ft. Demeanor)
Ausführende: Jake Blount
Länge: 03:34 min
Label: Smithsonian Folkways Recordings

Komponist/Komponistin: Kerosin95
Komponist/Komponistin: MNPHB
Komponist/Komponistin: Kem Kolleritsch
Titel: Trans Agenda Dynastie
Ausführende: Kerosin95 /K
Länge: 02:15 min
Label: Ink Music

Komponist/Komponistin: Tony Renaissance
Album: Dreamreality
Titel: Lost Islands
Ausführende: Tony Renaissance
Länge: 03:34 min
Label: Tender Matter - 001

Komponist/Komponistin: Kae Tempest
Komponist/Komponistin: Luke Eastop
Komponist/Komponistin: Daisy Kelly-Granger
Album: The Line Is A Curve
Titel: Don't you ever
Solist/Solistin: Kae Tempest /Rap m.Begl.
Länge: 03:03 min
Label: Universal 3863971 / Virgin Music / Fiction

Komponist/Komponistin: Seaming To
Album: Natural Process
Titel: proneandsupine
Ausführende: Seaming To
Länge: 00:43 min
Label: Lo Recordings - LO218EP

Komponist/Komponistin: Adeem Maria
Album: Cast-Iron Pansexual
Titel: Honeysuckle Hipbilly Homo-Erotica
Ausführende: Adeem the Artist
Länge: 02:38 min
Label: Eigenverlag / Bandcamp

Komponist/Komponistin: Dave Ball / Genessis P. Orridge
Album: Decoder - The Soundtrack
Titel: Sex & The Married Frog
Ausführende: Dave Ball / Genessis P. Orridge
Länge: 01:24 min
Label: What's So Funny About.. - SF 18

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