
ORF/JOSEPH SCHIMMER
Menschenbilder
Valentin Oman, bildender Künstler
"Ecce Homo. Siehe, der Mensch!" Der Kärntner Künstler Valentin Oman.
21. Jänner 2024, 14:05
Ob in Grafiken, hochformatigen Gemälden oder in seiner bildhauerischen Arbeit: Valentin Omans Kunst gilt der menschlichen Existenz in all ihren Facetten. Seine Menschengestalten bringt der Künstler meist in mehreren Arbeitsschritten auf die Leinwand - er beklebt sie mit Gaze, zieht Schichten ab, übermalt sie, bis sie, wie bei einem Relief, aus der Fläche heraustreten. Die Figuren bleiben meist schemenhaft, ohne exakte Konturen.
Am 14. Dezember 1935 wird Oman im zweisprachigen Kärnten geboren, ein Maurersohn slowenischer Muttersprache, der nach dem Krieg als Internats-Zögling im Marianum Tanzenberg aufgenommen wird. Eine katholische Kaderschmiede für Priesteramtsanwärter. Statt Geistlicher zu werden, studiert Oman an der Wiener Angewandten Malerei und Grafik. Jahrzehnte später, in den 1980er Jahren, wird er in der Seminarkirche Tanzenberg den Altarraum gestalten. Die Wandmalerei mit dem Titel "Requiem für den Homo sapiens" erinnert an alte Fresken und wurde schon als "Kärntens Sixtinische Kapelle" bezeichnet.
Valentin Oman versteht sich selbst vor allem als politischer Künstler: in seinen Arbeiten thematisierte er den Jugoslawien-Krieg ebenso wie die Angriffe Russlands auf die Ukraine. Immer wieder ist auch die Zweisprachigkeit in Kärnten bestimmendes Thema. An der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt überzog Oman eine Dolmetscher-Kabine mit slowenischen Ortsnamen. Und auch im Park der Universität liegt eine Stele mit in Eisen gegossenen zweisprachigen Ortsbezeichnungen - ein Appell, der Politik einen Spiegel ihrer Versäumnisse entgegenzuhalten, sagt Oman. Ethnische Vielfalt sieht er als Bereicherung, nicht als Bedrohung.
Oman scheute auch keine direkte Konfrontation, als ihn Jörg Haider vor beinah 20 Jahren aufforderte, das Land zu verlassen. 13 Jahre lang weigerte sich der Künstler, in Kärnten auszustellen. Nach wie vor schlüpft Valentin Oman jeden Tag in seinen Malermantel. Er lebt und arbeitet in Wien und seinem Heimatort St. Stefan/Steben in Kärnten.