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Des Cis
Musikerinnenkarriere im 20. Jahrhundert
Ein neues Album bringt Werke der "übersehenen" österreichischen Komponistin Grete von Zieritz
22. Jänner 2024, 11:30
Grete von Zieritz, deren Lebensspanne das gesamte 20. Jahrhundert umfasst, ist eine jener Komponistinnen, die in allen politischen Systemen dieses Jahrhunderts reüssierte. Sie musste Mitglied der Reichsmusikkammer werden, die Mitläuferschaft wurde ihr nach dem Ende des NS-Systems angekreidet, das Frausein war ein untilgbarer Schlechtpunkt. "Schade, dass sie kein Mann ist. Sie wird es schwer haben", sagte ihr Lehrer Franz Schreker und nahm es als gegeben hin.
Geboren 1899 und gestorben 2001, studierte Grete von Zieritz Klavier und Komposition, lebte ab den 1920er-Jahren in Berlin, angezogen vom innovativen Kulturleben. Ihr erster Erfolg, "Japanische Lieder für Sopran und Kammerorchester" aus dem Jahr 1919, bedeutete den Anfang einer Karriere. Das Booklet nennt ihr Werk "erstklassige Musik aus zweiter Hand". Sie war bei ihrem Lehrer Franz Schreker die lange übersehene Mitschülerin von Ernst Krenek, Alois Hába, Karol Rathaus und Berthold Goldschmidt.
Von Zieritz nimmt Bezug auf die Tradition; ihrem Werk wurde 1926 attestiert, "die Mitte zwischen Brahms und Schönberg" zu halten. Ihre Totentänze, "Le Violon de la Mort" für Violine, Klavier und Orchester aus den 1950er-Jahren, münden mit unsentimentalen Walzern in einen "Cancan phantastique". Das neue Album bringt das Doppelkonzert für zwei Trompeten und Orchester aus dem Jahr 1975, motiviert von einer Pionierin an der Trompete, Carole Dawn Reinhardt.
Die neue CD, exzellent eingespielt und klangvoll publiziert, ist ein weiterer kleiner Schritt in der Wiederentdeckung eines riesigen Repertoires. Von Zieritz ist auch eine der vorgestellten Personen in der noch bis 31. März 2024 laufenden Online-Ausstellung "Die übersehenen Komponistinnen" der österreichischen Nationalbibliothek.
Service
Aktuelle Aufnahme:
Album: Werke von Grete von Zieritz (1899-2001)
Mit: Sophie Klussmann (Sopran), Nina Karmon (Violine), Oliver Triendl (Klavier), Jeroen Berwaerts und André Schoch (Trompete), Robert-Schumann-Philharmonie, Jakob Brenner (Dirigent)
Label: Hänssler Classic 2023
Biographie
https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/grete-von-zieritz/
Die übersehenen Komponistinnen
https://www.oepb.at/allerlei/vergessene-komponistinnen-in-der-oesterreichischen-nationalbibliothek.html
Sendereihe
Gestaltung
- Irene Suchy
Playlist
Urheber/Urheberin: Grete von Zieritz
Titel: Entree aus Le violon de mort -dances macabre
Ausführender/Ausführende: Robert Schumann Philharmonie Chemnitz
Länge: 03:32 min
Label: Profil Hänssler
Urheber/Urheberin: Grete von Zieritz / Muneyaki
Titel: Aus den japanischen Liedern : Einsamkeit
Ausführender/Ausführende: Sophie Klussmann, Sopran, Robert Schumann Philharrmonie, Jakob Brenner, Dioigent
Länge: 02:33 min
Label: Profil Hänssler
Urheber/Urheberin: Grete von Zieritz
Titel: Valse aus le violin de la mort
Ausführender/Ausführende: Nina Karmon, Violine, Oliver Triendl, Klavier, Robert Schumann Philharmonie
Länge: 03:58 min
Label: Profil Hänssler
Urheber/Urheberin: Grete von Zieritz
Titel: Cancan phantastique aus le violon de la mort
Ausführender/Ausführende: Nina Karmon, Violine, Oliver Triendl, Klavier, Robert Schumann Philharmonie
Länge: 05:33 min
Label: Profil Hänssler
Urheber/Urheberin: Grete von Zieritz
Titel: Allegro assai aus Doppelkonzert für zwei Trompeten
Ausführender/Ausführende: Robert Schumann Philharmonie unter Jakob Brenner
Länge: 03:36 min
Label: Profil Hänssler
Komponist/Komponistin: Grete von Zieritz 1899 - 2001
Titel: Sonate Für Klavier Klaviersonate
Solist/Solistin: Kolja Lessing
Länge: 07:36 min
Label: EDA 0192