Hugo von Hofmannsthal

Hugo von Hofmannsthal - BILD ARCHIV AUSTRIA

Gedanken für den Tag

"Jedermann"

Cornelius Hell, Literaturkritiker und Übersetzer, zum 150. Geburtstag von Hugo von Hofmannsthal

Wenn ich die neue Biografie zum 150. Geburtstag lese, weiß ich wieder, dass Hugo von Hofmannsthal für mich immer auch ein problematischer Autor bleibt. Allein schon seine blinde Begeisterung für den Ersten Weltkrieg, die bei ihm länger dauerte als bei den meisten anderen Schriftstellern, die sich dazu hinreißen ließen, lässt mich an ihm zweifeln.

Aber auch sein wolkiges Konzept von Österreich als Kulturnation, auf das sich dann der Ständestaat stützte, und das konservativen Österreich-Ideologen bis heute zur Abgrenzung gegen andere Kulturen dient. Im Kriegsjahr 1917 schrieb Hofmannsthal die schematische Gegenüberstellung "Preuße und Österreicher". Darin findet man viele Klischees, die in Österreich bis heute gegen die sogenannten Preußen in Stellung gebracht werden. Das Problem ist freilich: Hofmannsthal glaubt an sie.

Und dann ist da noch sein populärstes Stück: der "Jedermann" - seit über hundert Jahren nicht wegzudenken von den Salzburger Festspielen. Als gebürtiger Salzburger bin ich ihm natürlich auch nicht entkommen. Der "Jedermann" ist kein so simples Stück, wie manche glauben - allein schon wegen der vielen Texte und Anspielungen, die da eingeflossen sind. Aber die künstlich archaisierende Sprache kippt schnell in unfreiwillige Komik. Und Jedermanns plötzliche Bekehrung habe ich immer als aufgepfropft empfunden.

Wenn mir die Konzentration auf die immer wiederkehrende Frage nach dem neuen Jedermann und wer denn die Buhlschaft spielen wird, zu viel wird, flüchte ich mich genüsslich in Helmut Qualtingers Parodie "Der Jedermann-Collapso" nach der Melodie des "Banana Boat Songs".

Service

Bernd Schoeller und Rudolf Hirsch, "Preuße und Österreicher. Ein Schema" in: Hugo von Hofmannsthal, Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Reden und Aufsätze II (1914-1924), Verlag Fischer

Hugo von Hofmannsthal, "Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes", Verlag Reclam

Elsbeth Dangel-Pelloquin und Alexander Honold, "Grenzenlose Verwandlung", Verlag S. Fisher


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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Gerhard Bronner
Komponist/Komponistin: Harry Belafonte
Komponist/Komponistin: Lord Burgess
Komponist/Komponistin: William Attaway
Titel: Der Jedermann Kollapso [Banana Boat - Parody]
UT: Die Musikalischen Höhepunkte aus der Kabarett-Revue Glasl Vor'm Aug
Ausführende: Helmut Qualtinger
Ausführende: Carl Merz
Ausführende: Gerhard Bronner
Ausführende: Peter Wehle
Ausführende: Louise Martini
Ausführende: Rosemarie Thon
Ausführende: Karl Hackenberg
Ausführende: Johann Sklenka
Orchester: Orchester des Intimen theaters Wien
Leitung: Kurt Werner
Länge: 02:55 min
Label: Harmona KLM830

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