Bertolt Brecht - AP/SUB
Ö1 Hörspiel
Episches Theater als Hörspiel
"Das Verhör des Lukullus" von Bertolt Brecht
Das Hörspiel ist ein Mittel der Dokumentation von Theaterkunst und dem Geist einer Zeit.
3. Februar 2024, 14:00
Zu den Stärken des Theaters zählt die Nichtwiederholbarkeit des Moments. Diese indirekte Erinnerung an die Bedeutung des "Jetzt" und die Vergänglichkeit von allem schwingt bei Theater immer mit, auch wenn es einem nicht direkt bewusst ist. Wie aber lassen sich große Leistungen des Theaters und von Schauspieler:innen nachfolgenden Generationen vermitteln? Das Hörspiel ist ein, wenngleich nicht vollkommenes Mittel der Dokumentation von Theaterkunst und dem Geist einer Zeit. Die Hörspielfassung von "Das Verhör des Lukullus" aus dem Jahr 1965 mit Hanns Obonya, Ernst Meister, Dorothea Neff, Hilde Sochor, Fritz Muliar, Erika Pluhar u.a. mag dies illustrieren.
In Brechts Stück muss sich Lukullus, der berühmte römische Feldherr und Senator, nachdem er zu Grabe getragen wurde, vor einem Totengericht verantworten. Brecht hat das Stück 1940 im schwedischen Exil als Auftragsarbeit für den schwedischen Rundfunk geschrieben. Es kam dort allerdings nie zur Aufführung. Brecht bot daraufhin das Stück dem Schweizer Rundfunk an, der es im Mai 1940 über seinen im Kanton Luzern gelegenen Mittelwellensender Beromünster, der in weiten Teilen Europas empfangen werden konnte, ausstrahlte. Brechts von ihm als "Radiostück" konzipiertes "Verhör des Lukullus" ist ein Beispiel für das "Epische Theater". Wie schon in dem Gedicht "Fragen eines lesenden Arbeiters" aus dem Jahre 1935 finden wir auch im "Das Verhör des Lukullus" die Grundidee Brechts, dass Geschichte aus der Sicht der arbeitenden Menschen und nicht aus der Sicht der Herrschenden geschrieben und bewertet werden müsse. "Das Verhör des Lukullus" wurde 1965 von Radio Wien produziert und in der Radioreihe mit dem Titel "Funkstudio für das literarische Experiment" gesendet. Brechts Werke wurden in der Zeit des Kalten Krieges von vielen als kommunistische Propaganda gedeutet und abgelehnt.
Mit Hanns Obonya, Ernst Meister, Dorothea Neff, Heinz Moog, Erika Pluhar, Hilde Sochor, Herta Schell, Fritz Muliar u.a., Musik: Norbert Pawlicki. Regie: Friedrich Langer (ORF-Wien 1965)