Ratschen gegen das Böse

20. März 2024, 06:57

Um den Namen des Bösen, den Namen Haman, beim Lesen der Esther-Rolle zu übertönen, kann man die eigene Stimme einsetzen oder mit den Füßen trampeln. Ratschen aus Metall oder Holz eignen sich ebenfalls hervorragend als "Lärminstrumente".

Zwei Vitrinen-Abschnitte im 3. Stock des Jüdischen Museums enthalten Objekte aus dem ersten jüdischen Museum, welches 1895 in Wien gegründet worden war. Die Gründer und Kuratoren interessierten sich unter anderem sehr für Objekte aus den östlichen Regionen der Monarchie, aus denen ihre Eltern und Großeltern nach Wien gekommen waren.

Dr. Samuel Weissenberg, er war Arzt und Ethnologe, schenkte diesem Museum eine Vielzahl an Objekten, unter anderem aus Weißrussland. Darunter befinden sich Purim-Ratschen, auch Purim-Gragger genannt, mit denen man Lärm machen kann, um Haman auch akustisch auszuschalten. Aus dem sehr genau geführten Inventarbuch des ersten jüdischen Museums ist zu entnehmen, dass Samuel Weissenberg am 17. November 1903 dem Museum diese Ratschen als Schenkung überließ. Der 1867 in Elisabethgrad in der Ukraine geborene Samuel Weissenberg studierte in Karlsruhe und Heidelberg, und war als praktischer Arzt von 1896 bis zu seinem Tod in seiner Heimatstadt tätig.

Diese Purim-Ratschen, die übrigens genau wie Oster-Ratschen aussehen, überlebten die Schließung des ersten jüdischen Museums 1938 und die Auslagerung der Sammlung in andere Wiener Museen. Sie gelangten als Leihgabe der Israelitischen Kultusgemeinde im Jahr 1992 an das Jüdische Museum der Stadt Wien.

Von Auflösung, Verlust und Zerstörung erzählen viele ganz unterschiedliche Objekte der Schausammlung im Museum in der Dorotheergasse. Aufgelöst und zerstört kann nur werden, was es gegeben hat, so dass dieser Bereich im Museum nicht nur eine Schausammlung, sondern auch ein Mahnmal ist.

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