Waltraud Barton

MICHÈLE PAUTY

Im Gespräch

Waltraud Barton, Schauspielerin, Kulturmanagerin, Mediatorin

"Den Toten ihre Namen geben"
Judith Brandner im Gespräch mit der Schauspielerin, Kulturmanagerin und Mediatorin Waltraud Barton

Waltraud Barton hat eine Lebensaufgabe: Gegen das Vergessen nationalsozialistischer Verbrechen anzukämpfen und den vertriebenen, aus der Gesellschaft ausgeschlossenen und ermordeten Juden und Jüdinnen Namen und würdige Erinnerungsorte zu geben.

Geboren wurde Waltraud Barton 1959 in Wien, als älteste Tochter eines evangelischen Theologieprofessors. Sie studierte Schauspiel und Mediation, mit Schwerpunkt Mediation im Kunst- und Kulturbereich. Auslöser für das Engagement der Nicht-Historikerin war die Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte: Malvine, die erste Frau ihres Großvaters, sowie jüdische Verwandte mütterlicherseits wurden im weißrussischen Maly Trostinec ermordet. Als Waltraud Barton zum ersten Mal nach Maly Trostinec fuhr, hatte sie für diese die Namensschilder der Familien im Gepäck. Die Schilder brachte sie an Bäumen im Wald von Blagowschtschina an, wo die Nazis im zweiten Weltkrieg zigtausende Menschen ermordet und in Massengräbern verscharrt hatten. Dort erinnerte nichts an die rund 10000 österreichischen Opfer, und auch in Österreich war "Maly Trostinec" so gut wie unbekannt.

2010 gründete Waltraud Barton den Verein IMMER ERINNERN, der im einstigen Ghetto von Minsk ein Grabmal für die österreichischen Opfern errichtete. 2022 lasen Barton und Mitstreiter:innen an den 80 Jahrestagen von 27 Massendeportationen im Jahr 1942 vor dem Lueger-Denkmal in Wien die Namen der 27.467 deportierten Jüdinnen und Juden. Die handgeschriebenen Namenskarten wurden anschließend symbolisch über den Wienfluss getragen. Im Gespräch mit Judith Brandner spricht Waltraud Barton über ihre Lebensaufgabe und was es noch zu tun gibt.

Service

Waltraud Barton, IM-MER (Hg.)
Maly Trostinec - Das Totenbuch - Den Toten ihre Namen geben, 2015 Edition Ausblick

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