Cafe Oran

29. März 2024, 17:30

Maurice El Medioni wächst in den 1930er-Jahren in der Rue de la Révolution im algerische Oran auf. In dieser Straße befand sich auch das Familiencafé, das von seinem Onkel Saoud El Medioni betrieben wurde, einem berühmten Musiker, der unter dem Namen Saoud l'Oranais bekannt war. Der junge Maurice beginnt mit neun Jahren Klavier zu spielen und kopiert nach dem Gehör die Melodien der Pianisten und Musiker des Cafés, die in der arabisch-andalusischen Tradition spielen.

Als die Alliierten in Algerien landen, erweitert er sein Repertoire und spielt patriotische amerikanische Melodien, Rumba, Boogie-Woogie und Jazz. Immer wieder musiziert er mit jüdischen und arabischen Musikern gemeinsam und übernimmt die sephardischen Melodien seiner jüdischen Kollegen. 1962 übersiedelt er nach Paris und 1967 nach Marseille. Parallel zu seiner Karriere als Musiker übt er seinen ursprünglichen Beruf aus: Er arbeitet als Schneider, 42 Jahre lang.

Die Musik des Maurice El Medioni erzählt von der unglaublichen Vielfalt der Musikkultur seiner Heimat Algerien, geprägt von diversen Einflüssen, durch die sich El Medionis Musik ständig erneuerte. Wie besonders dieser Mensch war, konnte das Publikum des Festivals "Glatt und Verkehrt" in Krems 1999 erleben. Nach einem Unwetter spielten er und sein Freund Lili Boniche in einem improvisierten Zelt für begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer.

Maurice El Medioni ist vor wenigen Tagen im Alter von 95 Jahren verstorben.

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Wolfgang Schlag