Die Masernwelle rollt

4. April 2024, 13:00

Die Masern sind zurück in Österreich. Anfang der Woche meldete die AGES insgesamt 364 bestätigte Masernerkrankungen in diesem Jahr. Die Häufigkeit der heimtückischen Viruserkrankung ist damit in kurzer Zeit dramatisch angestiegen - noch 2022 schien das Ziel, die Masern de facto auszurotten, in greifbarer Nähe. Nun warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO vor der "Wiederausbreitung" der Krankheit in Europa.

Die Masern, die nur von Mensch zu Mensch übertragen werden, sind eine der ansteckendsten Krankheiten überhaupt und schlagen in dieser Hinsicht sogar noch die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5, die ab 2022 die Covid-Infektionszahlen wieder in die Höhe trieben.

Es handelt sich nicht um eine harmlose Kinderkrankheit, sondern um eine hochgefährliche Erkrankung mit sehr hoher Komplikationsrate, sagt der Virologe Lukas Weseslindtner von der Nationalen Referenzzentrale für Masern, Mumps und Röteln am Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien. Von den heuer bestätigten Fällen mussten 64 Personen im Krankenhaus behandelt werden, vier davon auf einer Intensivstation. Die Risiken reichen von erhöhter Anfälligkeit für Infektionen über schwere Gehirnhautentzündungen mit bleibenden Schädigungen des Nervensystems bis zu tödlichen Verläufen. Kinder sind besonders gefährdet.

Eine sichere und wirksame Impfung steht zur Verfügung und wird derzeit für alle Altersgruppen kostenlos angeboten. Kinder können bereits im ersten Lebensjahr mit einer zweiteiligen Impfung immunisiert werden, und der österreichische Impfplan sieht das auch vor. Aber um die Masern wirksam einzudämmen, ist eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent erforderlich - und es gibt große "Impflücken" bei Erwachsenen, aber gerade auch bei Kleinkindern.

Weil es dabei nicht nur um Selbstschutz, sondern um die Gesundheit der gesamten Gesellschaft geht, gibt es auch wieder gesamtgesellschaftliche Debatten. Mögliche Maßnahmen reichen von Empfehlungen, die derzeit immer eindringlicher ausgesprochen werden, über die Ausweitung von Kassenleistungen bis zur Diskussion um eine mögliche Impfpflicht.

Wie die Gesellschaft mit einer Gesundheitsgefährdung dieses Ausmaßes umgeht und welche ethischen und grundrechtlichen Überlegungen dabei im Spiel sind, zählt zu den Forschungsgebieten der Juristin Anja Krasser, die sich auf Medizinrecht und -ethik spezialisiert hat - derzeit als Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft der Universität Graz.

Anja Krasser und Lukas Weseslindtner sind Gäste bei Xaver Forthuber und wie immer sind Sie gefragt und herzlich eingeladen, mitzureden: Wie soll mit einem ebenso großen wie vermeidbaren Gesundheitsrisiko umgegangen werden? Haben wir aus der Covid-Pandemie diesbezüglich gelernt, oder sind Skepsis und Verunsicherung seither eher größer geworden? Kennen Sie Ihren Impfstatus? Sind Masern ein individuelles Problem, oder sehen Sie Ihre Mitmenschen in der Verantwortung? Welche Rolle kommt Recht und Politik dabei zu?

Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Xaver Forthuber