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Radiokolleg
Du lebst in einer anderen Welt! (4)
Begegnung zwischen den Parallelwelten.
11. April 2024, 09:05
Wo treffen sich Menschen die ursprünglich aus anderen Milieus stammen? Wo gibt es noch diese Begegnungszonen zwischen den einzelnen Parallelgesellschaften? Früher war für viele der sonntägliche Gottesdienst - der teils aber auch aus obligatorischen Gründen besucht wurde - ein solches Ereignis. Doch auch das hat vorausgesetzt, dass man Teil einer bestimmten Glaubensgemeinschaft gewesen ist und dabei auch von den anderen Mitgliedern akzeptiert wurde. Es erscheint vielleicht auf den ersten Blick paradox, doch sobald eine Gesellschaft vielfältiger wird, schließen sich die einzelnen Menschen in vielen verschiedenen Gruppen zusammen. Der gesamtgesellschaftliche Konsensraum wird dabei kleiner.
Orte, an denen sich Individuen aus unterschiedlichsten Kreisen aufhalten sind nicht gerade breitgesät. Das Bundesheer oder der Zivildienst wären Beispiele - doch beides ist wiederum nur für Männer verpflichtend.
Zusammenkünfte, die wirklich alle Mitglieder einer Gesellschaft inkludieren und bei denen auch jedem Menschen auf die gleiche Art begegnet wird - gibt es, beziehungsweise gab es so etwas überhaupt jemals? Oder haben immer schon gewisse Parallelwelten in ein und derselben Gesellschaft existiert?
In liberalen, gerechten Demokratien sollten die Grenzen eigentlich durchlässiger sein, so dass sich die einzelnen Menschen zwischen den Sphären bewegen und auch mehreren Gemeinschaften gleichzeitig angehören können. Doch weist der Trend gerade in diese Richtung? Oder nehmen die gegenseitigen, aber auch selbstgewählten Schubladisierungen derzeit wieder zu?
Wenn die Lebensrealitäten immer mehr aneinander vorbeidriften, wenn sich alle nur mehr in ihren fragmentierten Blasen bewegen und auch nur noch dort informieren, dann können sich zwischen Parallelgesellschaften geistige Parallelwelten auftun. Die Übereinstimmung rückt damit in weite Ferne. Sobald sich eine Gesellschaft nicht mal mehr über gewisse gesamtstaatliche Prinzipien einig ist, wird es demokratiepolitisch gefährlich.
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- Daphne Hruby