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Gedanken für den Tag
"Wenn man sein Heimatland entschwinden sieht"
Wolfgang Müller-Funk, Literaturwissenschaftler, zum 200. Todestag von Lord Byron.
15. April 2024, 06:57
Abschied von Newstead-Abbey
Es pfeift der Wind durch deine leeren Hallen,
O teures Newstead, meiner Väter Haus,
Rings künden Lolch und Distel dein Verfallen,
Und mit den holden Rosen ist es aus.
Lord Byron, das Enfant terrible der englischen Romantik, wird in eines der ältesten Adelsgeschlechter des Landes hineingeboren. Als er 1788 zur Welt kommt, sind von dem Glanz nur mehr der Adelstitel und der Sitz im Oberhaus geblieben. Der lebenslustige und spielsüchtige Vater stirbt bereits 1791 und hinterlässt einen Berg von Schulden.
In Newstead, dem verfallenen Tudor-Schloss der Byrons in Nottinghamshire, das er mit zehn Jahren erbt, wird der Sohn nicht lange wohnen. Was er vom Vater geerbt hat, sind nicht nur Titel und Herrenhaus, sondern auch der Hang zur Verschwendung und das Faible für Frauen. Sie verkörpern von Kindesbeinen an eine andere Welt, die den empfindsamen und schwermütigen, in seiner Jugend bisexuellen Byron so anzieht wie irritiert, etwa, wenn er sich mit acht Jahren in die ältere Kusine Mary verliebt.
Als Kind dicklich, kommt er mit dem Handicap eines verkürzten und verdrehten Fußes zur Welt. Er kompensiert das mit Sport und Maskerade. Mit 20 Jahren avanciert er zum skandalumwitterten Dichter und Liebling attraktiver gebildeter Frauen:
Hinweg mit Romanen, hinweg mit Gedichten,
Sie weben uns doch nur betrüglichen Schein,
Ein Herz nur - sonst will ich auf Alles verzichten -
Und den ersten Liebeskuss will ich allein.
Bevorzugte Briefpartnerinnen sind die geliebte Halbschwester Augusta Leigh und, die mit einem liberalen Politiker und späteren Premierminister verheiratete Caroline Lamb, Lady Melbourne, die verlässliche Freundin und die Verlobte Annabella Milbanke. Letztere wird das fast familiäre Liebeskarussell, in dem sich Byron dreht, nicht akzeptieren und reicht nach kurzer Ehe die Scheidung ein. Sie scheint, wie Byron an die Schwester schreibt, "geeignet, mich zu vernichten."
Service
Richard Schuberth, "Lord Byrons letzte Fahrt. Eine Geschichte des Griechischen Unabhängigkeitskrieges", Verlag Wallstein
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: John Field 1782 - 1837
Album: JOHN FIELD UND DIE ENGLISCHE ROMANTIK: KLAVIER- UND ORCHESTERWERKE
Titel: Nocturne für Klavier Nr.1 in Es-Dur
Solist/Solistin: Daniel Adni
Länge: 04:15 min
Label: EMI Classics CDM 5674312