Lord Byron in albanischer Tracht

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Gedanken für den Tag

Byron auf der Flucht

Wolfgang Müller-Funk, Literaturwissenschaftler, zum 200. Todestag von Lord Byron.

Brief vom 3. Mai 1810: Heute schwamm ich von Sestos nach Abydas, die direkte Entfernung beträgt nicht mehr als eine Meile, aber die Strömung machte es gefährlich. Ich versuchte es vor einer Woche und kam wegen des Nordwindes und des erstaunlich schnellen Wechsels der Gezeiten nicht durch, obgleich ich ein guter Schwimmer bin, da aber der Morgen heute ruhiger war, hatte ich Erfolg und durchschwamm den "‚breiten" Hellespont in einer Stunde und zehn Minuten.

Byron ist auf der Flucht, vor den Schulden, vor den politischen Verhältnissen in England, vielleicht auch vor sich selbst. Zweimal wird er ins Méditerranée reisen, vornehmlich in den östlichen Teil, von 1809-1811 und von 1816-1824, da wird die Reise schon zum Exil.

Die Veröffentlichung seiner ersten Gesänge von "Childe Harold" und andere Versepen in den Jahren 1812-1814 machen den 6. Lord Byron mit einem Schlag bekannt. Die Überquerung des Hellesponts ist auch - angesichts von Byrons Körperbehinderung - frühe sportliche Leistung und politische Demonstration zugleich. Byron scheut dabei nicht davor zurück, auch osmanischen Würdenträgern seine Aufwartung zu machen, die er dann wiederum in die Form der Literatur gießt. Im heutigen Jargon eine mediale Meisterleistung, gelungene PR-Arbeit.

Längst seinem Heimatland entschwunden, lässt er sich in Italien nieder. Eine neue Geliebte, Teresa Guiccioli, die Frau eines älteren Grafen, tritt in sein Leben ein - vermutlich Byrons letzte tiefere Beziehung:

Seit einigen Jahren habe ich systematisch versucht, starke Leidenschaften zu vermeiden, weil ich schon viel unter der Tyrannei der Liebe gelitten habe. (...) Ich habe nicht geglaubt, noch einmal zu lieben, ich habe nicht gehofft, noch Liebe zu empfangen. Aber jetzt hast Du meine Vorsätze umgeworfen - jetzt gehöre ich ganz Dir - und werde, was Du willst - vielleicht glücklich sein in Deiner Liebe, aber meinen Frieden nie mehr finden. Du hättest mein Herz nicht wieder aufwecken sollen.

Service

Richard Schuberth, "Lord Byrons letzte Fahrt. Eine Geschichte des Griechischen Unabhängigkeitskrieges", Verlag Wallstein

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: John Field 1782 - 1837
Album: JOHN FIELD UND DIE ENGLISCHE ROMANTIK: KLAVIER- UND ORCHESTERWERKE
Titel: Nocturne für Klavier Nr.2 in c-Moll
Solist/Solistin: Daniel Adni
Länge: 04:03 min
Label: EMI Classics CDM 5674312

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