Il Signore Plektrum: Beppe Gambetta

8. Mai 2024, 17:30

Er ist der US-amerikanischste Italiener, der mir je begegnet ist. Ein bisschen sieht er aus wie Kris Kristofferson: groß gewachsen, mit seinem vollen Bart und seinen langen Haaren, seiner Art sich zu kleiden. Damals, vor einem Vierteljahrhundert, hatte ich keine Ahnung, dass er zu den besten Flatpicking-Gitarristen der Welt gezählt wird ("Huffington Post") und u.a. das erste italienische Lehrbuch übers Flatpicking verfasst hat. (Pick ist eine andere Bezeichnung für das Plektrum, mit dem die Saiten angeschlagen werden.)

Gambetta lebt in Genua und New Jersey und ist in den Vereinigten Staaten bereits mit all seinen persönlichen Helden aufgetreten, wie mit dem Leitstern seiner Jugendtage, dem blinden Flat- und Fingerpicking-Meister Doc Watson (1923 - 2012), mit Norman Blake, Gene Parsons oder David Grisman, Ikone der amerikanischen Mandoline. Letzter zählt zu seinen illustren Gästen auf "Terra Madre". Die US-amerikanische Folkszene betrachtet Gambetta als einen der ihren.

In die Liedtexte, die Musik und die Produktion des Albums "Terra Madre" ("Mutter Erde") sind viel Herzblut und Erfahrung eingeflossen, aber trotzdem keine Spur von Schwere, Sentimentalität oder falschem Pathos. Gambetta wechselt selbstverständlich zwischen musikalischen Stilen, zahlreichen akustischen Gitarren (die heimlichen Leading Ladies) und seinen beiden Sprachen, dem Italienischen und dem Amerikanischen.

Die Songs reflektieren die Gegenwart aus dem Blickwinkel eines Musikers, der auf ein halbes Jahrhundert Karriere und fast sieben Jahrzehnte Leben zurückblickt. Die Sorge um den Zustand unserer Erde und unserer Gesellschaft grundiert zwar die Lieder, aber ihr setzt Gambetta das Recht zu träumen entgegen; nicht als Flucht vor der Realität, sondern - wie er im Begleittext ausführt - als Quelle der Hoffnung und Motivation, weiterzumachen.

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Mirjam Jessa