Frank Martin: "Golgotha"

9. Mai 2024, 19:30

Es gab einen zentralen Anstoß zu "Golgotha", der von Rembrands Radierung mit den drei Kreuzen ausging, die der noch in Genf lebende Frank Martin Anfang 1945 bei einer Ausstellung zu Gesicht bekam. Wie auf diesem Blatt das Licht auf das mittlere Kreuz fällt, einen krassen Gegensatz zum Dunkel ringsumm bildet, wie die Gestalten im Vordergrund entsetzt zurückweichen - das sinnlich geifbar gemachte Gegensatzpaar Licht-Finsternis, ist gleich: geistige gegen materielle Welt, ließ den Komponisten anspringen. Anno 46 machte er anläßlich eines Vortrags erste Andeutungen, mit diesen Worten: "Das neue Oratorium ist eine Passion in zwei Teilen. Ich habe die Texte aus allen vier Evangelien ausgewählt und einige kontemplative Stellen aus den Werken von Augustinus hinzugefügt." Was Martins Biograph Bernhard Billeter im vorangegangenen, im quasi alten Oratorium "In terra pax", vorgeprägt findet: "Die Hörer und die an der Aufführung Beteiligten sollen unmittelbar gepackt werden, (...) die Auswahl der Texte und die Zusammenstellung folgt keinen liturgischen Vorbildern, sondern ist persönliche Entscheidung. Das Affektive steht im Vordergrund."

Sendereihe

• Musik (Feiertag-Abend)

Gestaltung

• Chris Tina Tengel