Mary Wollstonecraft und die Französische Revolution

27. Juni 2024, 06:57

Ihre Begeisterung für die Französische Revolution brachte Wollstonecraft dazu, Ende 1792 allein nach Paris zu reisen. Sie bewegte sich in einem Zirkel aus Exil-Engländern und beobachtete das politische Geschehen aufmerksam.

Bald erlebte Wollstonecraft auch das Versinken der Revolution im Terror hautnah mit. Selbst moderate Revolutionäre und Republikaner, die den Fanatikern zu lau waren, wurden nun inhaftiert oder hingerichtet. "Ich bin bitter betrübt, wenn ich an das Blut denke, das die Sache der Freiheit in Paris beschmutzt hat", schrieb sie in einem Brief. Paris wurde aber auch für sie privat zu einem Wendepunkt. Sie lernte den US-amerikanischen Abenteurer und Geschäftsmann Gilbert Imlay kennen, der im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft hatte, und verliebte sich heftig. Wollstonecraft wurde schwanger. Da sie als Engländerin in Frankreich, das mit ihrem Heimatland im Krieg stand, in Gefahr geriet, verhaftet zu werden, gaben sie und Imlay vor, sie sei seine Gattin.

Der Beziehung war jedoch kein langfristiges Glück beschieden. Bald nach der Geburt ihrer Tochter, die sie nach ihrer geliebten Jugendfreundin Fanny benannte, ging Imlay seiner eigenen Wege. 1795 kehrte Wollstonecraft nach England zurück. Im Gepäck hatte sie ein Manuskript, mit dessen Entdeckung sie unter der Terrorherrschaft ihren Tod riskiert hätte: Eine Darstellung und moralische Bewertung der Französischen Revolution, die sie noch hochschwanger abgeschlossen hatte.

Darin prangerte Wollstonecraft die Tugend- und Prinzipienlosigkeit der Jakobiner an, die sie "Monster" nennt. Obwohl sie von Imlay unendlich enttäuscht war, reiste sie in seinen Belangen nach Skandinavien. Ein nächstes Abenteuer begann.

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