Punkt eins

Respekt! Werte und Wertschätzung

Warum wir respektvoll miteinander umgehen sollten. Gäste: Sandra Teml-Wall, Psychologische Beraterin, Paar- und Familiencoach & Klaus Neundlinger, Philosoph, Forschungsleitung Institute for Cultural Excellence, Lehrbeauftragter an den Universitäten Neapel, Wien, Linz. Moderation: Andreas Obrecht. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Das Aussehen, das Hotel, die Freundschaft, die Leistung: bewerten, abwerten, vergleichen - Werte leiten unser Handeln und Denken, oder tun sie das nicht mehr? Sind sie ins Wanken geraten und mit ihnen die gegenseitige Wertschätzung?

Der ökonomische Blick auf das menschliche Denken und Handeln verrät, dass jedes Gut, jedes Produkt einen doppelten Wert hat: Es kann genutzt oder es kann getauscht werden. Aber gilt das auch für persönliche Beziehungen, lassen sich diese rational und einer instrumentellen Vernunft folgend miteinander vergleichen, gar gegeneinander verrechnen? Was meinen wir eigentlich, wenn wir von wertvollen Beziehungen sprechen?

Der Wert einer Freundschaft ist ein anderer als der Wert einer familiären Partnerschaft oder einer leidenschaftlichen Liebschaft. Auch auf der persönlichen Ebene müssen wir wählen, denn "unsere Ressourcen reichen nur für eine sehr begrenzte Anzahl von Beziehungen", schreibt der Philosoph Klaus Neundlinger: "Es geht um den Aufwand von Zeit, um den affektiven Aufwand der Zuwendung oder Abgrenzung und vor allem um die Organisation des Lebens von Beziehungen".

In seinem Buch "Warum wir füreinander wichtig sind" begründet Klaus Neundlinger die Notwendigkeit gegenseitiger Wertschätzung aus der Perspektive der praktischen Philosophie - auch schon Aristoteles hat sich sehr ähnliche Fragen gestellt. In der Gegenwartsgesellschaft sei die Wertschätzung unter besonderen Druck geraten. Im politischen Diskurs und vor allem auch in den sozialen Medien fehlen oft Respekt und wertschätzende Gelassenheit. Oft muss der jeweils andere abgewertet werden, um selbst Geltung zu erlangen.

Wer sich selbst nicht wertschätzt, kann auch anderen keine Wertschätzung entgegenbringen, meint auch die psychologische Beraterin und Spiegel-Bestseller-Autorin Sandra Teml-Wall, die in ihrer Praxis eine "Wertschätzungszone" eingerichtet hat und sich für einen emotionalen Wandel in den Familien einsetzt. Ihr aktuelles Buch "Ent-Eltert euch!" ist ein Plädoyer für die bewusste Aufgabe der Kind-Rolle. Erst die selbstreflexive Verabschiedung der Anpassungsstrategien, die viele Menschen ein Leben lang begleiten und auch behindern, ermöglicht es, den Eltern - gleich ob lebend oder bereits verstorben - in Gedanken und Taten wertschätzend zu begegnen.

Sandra Teml-Wall und Klaus Neundlinger sind Gäste bei Andreas Obrecht und wie immer freut sich die Redaktion über Ihre Teilnahme:

Wodurch zeigt sich für Sie ein wertschätzender Umgang mit anderen Menschen? Sind Werte generell ins Wanken geraten, daraus folgernd auch gegenseitige Wertschätzung? Gibt es Strategien gegen schleichende Respektlosigkeit - sowohl im Privaten als auch im Öffentlichen?

Schreiben Sie uns unter punkteins(at)orf.at oder melden Sie sich unter 0800 22 69 79 telefonisch während der Sendung.

Service

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Wertschätzungszone
Institute CE

Bücher:

Klaus Neundlinger (2023): Warum wir füreinander wichtig sind. Praktische
Philosophie und der Wert persönlicher Beziehungen. Verlag Text & Dialog, Dresden

Sandra Teml/Martin Wall (2023): Ent-Eltert euch! Wie wir die emotionale Abhängigkeit von
unseren Eltern überwinden und endlich uns selbst leben. Gräfe und Unzer Verlag, München

Sendereihe

Gestaltung

  • Andreas Obrecht