Musik vor dem Krieg

12. Juli 2024, 11:30

Als ob wir die Schrecklichkeit des Krieges gebraucht hätten, um auf die Musik des Landes aufmerksam zu werden! Und doch: gerade jetzt schätzen wir die Violinsonate in g-Moll des aus Charkiw stammenden Sergej Bortkiewicz besonders. Sie ist lebhaft, energievoll und abwechslungsreich. Beim Hören erreichen uns die Nachrichten: in Charkiw, in den Kellern des Opernhauses, gleich neben dem von Russland beschossenen Einkaufszentrum, führt ein Musikfestival auch Bortkiewicz auf! Ebenfalls eine musikalische Entdeckung: die Violinsonate des in Lemberg geborenen Miroslaw Skoryk. Sie bietet vielfältige Anspielungen auf Themen aus der Musikgeschichte, der erste Satz ist ein Dialog zwischen Violine und Klavier: "Das Wort". Welch verschlungene Lebenswege zwischen Ukraine und Russland bestehen, zeigt die Biographie Skoryks: als Kind deportiert nach Sibirien, studiert er nachher bei Dimitri Kabalevsky in Moskau und wird zu einer Stütze der ukrainischen Musikszene.

Die zweite CD bietet einen Kontrast: Solo-Sequenzen zeitgenössischer Komponistinnen, im besten Sinne "einfach" vorgetragen von Sophie-Justine Herr. "Papillons" von Kaija Saariaho und Tänze der Elisenda Fabregas bereichern das schmale Solo-Cello-Repertoire. Den Beweis, dass ihr die Natur ein Anliegen ist, liefert Judith Shatin mit "For the Birds!". Die Cellistin Herr stellt ihre Vielseitigkeit unter Beweis, sie meistert ein Repertoire von alter bis neuester Musik als Mitglied vielerlei Ensembles.

Service

Aktuelle Aufnahmen:

Ukrainian masters: Solomiya Ivakhiv, Violine und Steven Beck, Klavier
Sonaten für Violine und Klavier von Viktor Kosenko, Myroslw Skoryk und Sergj Bortkiewicz
Naxos 2024

:innen
Sophie Justin Herr, Cello mit Musik von Elisenda Fábregas, Teresa Grebchenko, Younghi Pagh-Paan, Kaija Saariaho und Judith Shatin.
Paschen Records 2024.

lLesetipp: Zwischenwelt. Im Flug der Zeit. Ukraine.Exil. Nr- 1-2 2024 / 41. Jahrgang

Sendereihe

• Vorgestellt

Gestaltung

• Irene Suchy