Fälschungsübungen mit Hitler-Unterschriften und Briefen aus der Hand von Konrad Kujau

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Radiokolleg

Die Welt als Fälschung (3)

Das Spiel zwischen Original und Kopie

Der Begriff des Plagiats hat seinen Ursprung in einer Dichterfehde: Als der römische Dichter Martial um 100 vor Christus entdeckte, dass sein Dichterkollege Fidentinus seine Epigramme (Sinnsprüche) als die eigenen ausgab, nannte er ihn einen "plagiarius" einen Menschen- bzw. Sklavenräuber. Der Begriff ist selbst ein Sinnbild, da Martial die Gedichte als Sklaven bezeichnete, die wohl für ihn und seinen Ruhm arbeiten sollten. Das geistige Eigentum, das für den Urheber arbeiten und im besten Fall Tantiemen abliefern sollte, war schon immer von "Plagiarii" bedroht: So musste etwa Cervantes auf einen Plagarius seines berühmten Don Quijote reagieren. Ein anonymer Autor hatte kurz vor Erscheinen des zweiten Teils des weltberühmten Romans eine Don-Quijote-Fortsetzung veröffentlicht, worauf Cervantes selber einen 2.Teil schrieb und Figuren aus dem gefälschten Roman in seinem Original auftreten ließ. Was vor einem heutigen Gericht vielleicht noch als Spiel zwischen Original und Kopie durchgehen würde, kann von großen Skandalen wie den gefälschten Hitler Tagebüchern nicht behauptet werden. Wiewohl es sich in diesem Fall nicht um ein Plagiat eines vorhandenen Werkes handelte, schlug der Autor Kapital aus der Fälschung vermeintlichen geistigen Eigentums. In diesem Sinne wurde der Verfasser der gefälschten Hitler-Tagebücher sehr wohl zum Plagiarius, heißt doch das Wort auf Deutsch auch Seelenverkäufer: Neben den gefälschten Werken verkaufen die Plagiatoren ihre eigene Seele gleich mit.

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  • Johannes Gelich