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Der Beginn von Carl Orffs Antiken-Moderne

Vor 75 Jahren: "Antigonae" bei den Salzburger Festspielen.

Verglichen mit heute boten die ersten Salzburger Festspiele nach dem Zweiten Weltkrieg ein schmales Programm. Umso markanter die in Richtung zeitgenössischem Musiktheater gesetzten Initiativen, beginnend mit der Uraufführung von Gottfried von Einems Büchner-Oper "Dantons Tod" 1947. Deren Erfolg bahnte von Einem den Weg ins Festspiel-Direktorium, mit der Konsequenz, dass die Neue Musik nun einen wortmächtigen Fürsprecher besaß. 1948 bot Salzburg die szenische Uraufführung von "Le vin herbé" / "Der Zaubertrank", dem den Tristan-Isolde-Stoff neu fassenden "weltlichen Oratorium" des Schweizers Frank Martin. 1949 schließlich, vor 75 Jahren, kam mit "Antigonae", Text: Sophokles/Hölderlin, Rhythmisierung und sparsamste Musikalisierung: Carl Orff, die radikale Abkehr vom Konzept der psychologisierenden, deutenden, mit instrumentalen Klangfarben arbeitenden Oper. Wie in gleißender Hitze ist diesem kargen Werk jede Sinnlichkeit ausgebrannt, wird der Sinn hingegen in Stein gemeißelt. Ein einschneidendes Ereignis, auch in Orffs individueller Entwicklung. 1950 wird dem Festspielpublikum die Begegnung mit Benjamin Brittens "Rape of Lucrecia" und mit Boris Blachers "Romeo und Julia" ermöglicht werden, 1951 Alban Bergs "Wozzeck" Einzug halten. Eine solche "Sollbruchstelle" wie "Antigonae" werden die Salzburger Festspiele lange nicht mehr riskieren.

Sendereihe

Gestaltung

  • Chris Tina Tengel