Spielräume

Dabei sein ist (nicht) alles

Musik aus allen Richtungen mit Johann Kneihs. Das Pariser Label für Ungewöhnliches: No Format

"Zu fragil. Zu radikal. Zu einzigartig. Zu ausgeprägt. Zu elitär. Zu populär. Zu erwachsen. Zu kindisch. Zu reif. Zu unreif. Zu vermischt. Zu identitär. Zu melodisch. Zu improvisiert. Zu modern. Zu zeitlos."

Vor zwanzig Jahren trat das Label No Format an, um genau solche Musik zu veröffentlichen - Musik, die scheinbar nicht in den Rahmen der Musikindustrie passte. Jede Produktion sollte eine besondere sein, von sorgfältiger Klanggestaltung bis zu den Grafiken, die für jedes Album passend in Auftrag gegeben wurden.

Konsequenterweise kennzeichnen stark individuelle Stile die bisher 55 CDs und LPs: von "Solo Piano" des Rappers und Elektronikmusikers Chilly Gonzales über Arbeiten des Sampling-Künstlers Nicolas Repac bis zu eher Pop-orientierten Alben der Singer-Songwriterinnen Kyrie Kristmanson oder Julia Sarr - oder zur intimen, rein akustischen Begegnung des Koraspielers Ballaké Sissoko mit dem Cellisten Vincent Segal.

Insbesondere Musikschaffende aus Westafrika haben bei No Format eine künstlerische Heimat gefunden: die Sängerin und Instrumentalistin Mamani Keita, der Komponist und Sänger Blick Bassy, die Multi-Instrumentalisten Gerald Toto, Richard Bono und Lokua Kanza.

Wie schon an diesen Namen ersichtlich, waren und wurden einige Acts aus dem Portfolio des Labels - ironischerweise - auch durchaus nach kaufmännischen Maßstäben erfolgreich, wie die haitianisch-kanadische Singer-Songwriterin Mélissa Laveaux oder ihr englischer Kollege Piers Faccini; selbst der malische Superstar Oumou Sangaré hat auf No Format zwei Alben veröffentlicht. Dabei sein bei No Format ist also wohl nicht alles, aber zumindest Garantie für internationale Aufmerksamkeit.

Während also die französische Hauptstadt die XXXIII. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit feiert, begeht No Format seine zwanzig Jahre mit einem - dem Anspruch entsprechend künstlerisch gestalteten - Buch (aus dem das Zitat zu Beginn stammt) und mit Jubiläumskonzerten.

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