Opus - das Musikkolloquium

Bruckner 200

Komponist der prekären Balance

Warum sind Bruckners Symphonien zerklüftet? Was bedeutet "Transzendenz"? Hat er die 9. Symphonie tatsächlich "dem lieben Gott" gewidmet?
Fragen werden gestellt, Antworten versucht. Mit Dirigenten (Herbert Blomstedt, Manfred Honeck) und den Musikwissenschaftlern Klaus Heinrich Kohrs und Felix Diergarten.

Ist der 3. Satz von Bruckners Neunter ein wortloses Agnus Dei, also Teil der katholischen Liturgie? Manfred Honeck ist davon "fest überzeugt." Klaus Heinrich Kohrs und Felix Diergarten sind es nicht: Der tiefe Denker und der fromme Beter "wurden nie kongruent." Für den 97-jährigen Herbert Blomstedt ist das Hören von Bruckners Symphonien "eine sehr geistige Beschäftigung", er schrieb "geistige, nicht geistliche Musik, emotional ansprechende, im Kopf entstehende, nur auf intellektuellem Weg, durch das Hören, durch Akustik vermittelte Musik. Es ist enorm spannend, die Verwandtschaft der Themen, Kontraste, Variationen hörbar zu machen, das leuchtet einem nach Jahren ein."

Wir begegnen spielerischer, lustiger, zarter Musik, Schreckensakkorden und mit "erfüllter Ruhe" gespielter Musik, Blomstedt bei der Probenarbeit, auch tanzenden Riesen. Anekdoten begegnen wir nicht. "Die durch zahlreiche Erinnerungsberichte und Anekdoten korrumpierte Vorstellung vom Menschen und Künstler Bruckner" bedürfe noch immer "einer rigorosen Kritik", so Klaus Heinrich Kohrs. Bruckner sei "ein Krisenkomponist par excellence."

Sendereihe

Gestaltung