ORF/ISABELLE ORSINI-ROSENBERG
Radiokolleg
Ö1 Insektarium. Schmetterlinge (1)
Das Tagpfauenauge (Aglais io)
26. August 2024, 09:45
Schmetterlinge zählen mit über 160.000 Arten zu einer der artenreichsten Tiergruppen der Erde. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern gehören auch zur wertvollen Biomasse der Nahrungsgrundlage zahlreicher Vögel, Reptilien, Amphibien und Fledermäuse. Im Larvenstadium, als gefräßige Raupen, bieten sie unzähligen Tierarten wertvolle Nahrung. Als Falter leisten sie wertvolle Bestäubungsarbeit, teils auch für Pflanzen die ohne Schmetterlinge aussterben würden. In der Wissenschaft gelten sie als wertvolle Bioindikatoren zur Beurteilung des ökologischen Wertes von Lebensräumen. Genau diese verschwinden seit Jahrzehnten infolge von Überdüngung von Wiesen- und Weideflächen und einer Garten- und Grünraumpflege, die Ziersträucher, nektararme Blumen und Rasenflächen heimischen Wildblumen, Sträuchern und Bäumen vorzieht.
Heute gelten von den etwa 200 heimischen Tagfaltern die Hälfte als gefährdet und 2 Prozent als ausgestorben. Bei den rund 3800 Nachtfalterarten schätzt man 40 Prozent als gefährdet ein und vier Prozent als ausgestorben.
Im Ö1-Insektarium stellt Sabine Nikolay diese Woche vier ausgewählte heimische Schmetterlingsarten mit ihren unglaublichen Fähigkeiten, ihrer filigranen Schönheit und hohen Lebensraumansprüchen vor und bespricht essenzielle Maßnahmen zu ihrem Schutz.
Fast jeder hat schon einmal über den blutroten Falter mit seinen vier großen, irisierenden Augenflecken bestaunt. Die besonders attraktive Tagfalterart war früher fast überall zu finden, doch der allgemeine Lebensraumverlust lässt die Anzahl der Falter vielerorts schwinden.
Die bis zu 200 Eier pro Weibchen werden fast ausschließlich als kleiner grüner Haufen auf die Große Brennnessel gelegt. Selten findet man die schwarzen, stacheligen Raupen auch auf Echtem Hopfen. Geeignet sind wegen der großen Raupennester vor allem Standorte von mehreren Quadratmetern der Futterpflanze an sonnigen, aber nicht zu trockenen Standorten. Da diese Art als Falter überwintert und zwei bis drei Generationen pro Jahr hervorbringt und die Vegetationsperiode klimawandelbedingt immer länger wird, benötiget das Wiener Tagpfauenauge von Anfang März bis in den späten Herbst fast durchgehend geeignete Nektarquellen.
In Park- und Gartenanlagen fehlt oft solch ein dauerhaftes Angebot an geeigneten Blühpflanzen. Wer zum Schutz dieses schönen Falters vom Frühling bis in den Herbst heimische nektarreiche Pflanzen in den Garten setzt, wie z.B. Salweide, Obstgehölze, Rotklee, Dost, Disteln, Astern und Efeu, hilft zugleich vielen weiteren Schmetterlings- und Wildbienenarten beim Überleben.