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Punkt eins
Verschüttete Straßen, verwüstete Orte
Murenabgänge quer durch Österreich - was wissen wir über den gefährlichen Schlamm? Gast: Assoc. Prof. Dr. Roland Kaitna, Institut für Alpine Naturgefahren, BOKU Wien. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
29. August 2024, 13:00
"Das kann so nicht weitergehen", sagte der Bürgermeister von Vordernberg (Stmk) am Dienstag zur "Kleinen Zeitung". Schon zum dritten Mal in relativ kurzer Zeit ist es in diesem Gebiet zu einem Murenabgang gekommen. Sieben Autos wurden verschüttet, die Insass:innen konnten sich retten oder befreit werden; die Bundesstraße war aber am Mittwoch noch gesperrt, und eine teils unbefestigte Gemeindestraße muss als Ausweichstrecke herhalten. In Osttirol laufen die Aufräumarbeiten nach drei Murenabgängen auf Hochtouren, der Ort Prägraten am Großvenediger war dort vorübergehend abgeschnitten gewesen. Wieder freigegeben ist mittlerweile auch die Arlbergstraße, die im Zuge der Unwetter vor zwei Wochen sowohl auf Vorarlberger als auch auf Tiroler Seite von Murenabgängen betroffen gewesen war. In St. Anton war es zu teils meterhohen Vermurungen gekommen, beschädigt wurden mindestens 35 Gebäude sowie Straßen und Brücken. In Folge kam es auch noch zu Verklausungen, wodurch zwei Bäche über die Ufer traten. Im Salzburger Pinzgau war eine Bundesstraße verschüttet, in Zell am See drang außerdem eine Gerölllawine in ein Haus ein und verletzte eine Person schwer.
"Murgänge sind Massenverlagerungsprozesse an der Schnittstelle zwischen Rutschungen, Hochwasserereignissen und Bergstürzen, die im Alpenraum meist durch Starkregen oder langanhaltenden Niederschlag ausgelöst werden". Mit dieser Definition beginnt ein einschlägiges Buchkapitel von einer Forschergruppe um Roland Kaitna, Leiter des Instituts für Alpine Naturgefahren an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Und weiter heißt es: "Aufgrund der großen Abflussmengen, dem spontanen Auftreten, der hohen Geschwindigkeit und Sedimentkonzentration stellen Muren in besiedelten Gebieten eine erhebliche Gefahr dar."
Der gefährliche Massen-Mix aus grobem und feinem Geröll, Holz, Schutt, Erde und Wasser kann wesentlich mehr Energie übertragen als etwa eine Überschwemmung, hinterlässt eine Spur der Verwüstung und bringt - neben der unmittelbaren Gefahr für Leib und Leben - meist auch andauernde Folgen mit sich. Die Arlbergstraße etwa war stellenweise nicht nur verschüttet, sondern ist auch unterspült. Für die (vorläufige) Reparatur waren insgesamt vier Bagger, acht Lkw und zwei Radlader der Straßenmeisterei, Mitarbeiter:innen von Gemeinden, Wildbach- und Lawinenverbauung und privater Firmen, zahlreiche Freiwillige und Einsatzorganisationen sowie ein Assistenzeinsatz des Bundesheeres nötig. Die Katastrophenfonds von Tirol und Vorarlberg wurden aktiviert.
Wird es "so weitergehen"? Starkregenereignisse, ein typischer Auslöser von Murenabgängen, haben in letzter Zeit klimawandelbedingt deutlich zugenommen. Außerdem gibt es mehr Gebäude in exponierten Lagen. Dass das Ausmaß der "schadenverursachenden Ereignisse" in den letzten Jahrzehnten trotzdem in etwa konstant geblieben ist, sei nur der Wirkung von technischen Schutzbauten zu verdanken - zu diesem Schluss kam eine umfassende Studie von BOKU und Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) im Jahr 2022.
Brauchen wir in Zukunft weitere Anpassungen - besonders in einer Landschaftsstruktur wie in Österreich, wo viele wesentliche Verkehrsverbindungen durch enge Täler mit zunehmender Gefährdung führen? Welche Faktoren begünstigen das Auftreten von Muren, was genau ist von ihnen zu erwarten, und welche Folgen haben sie für Natur, Wirtschaft, Verkehr, Versorgung und Lebensqualität? Roland Kaitna ist zu Gast bei Xaver Forthuber. Reden Sie mit, berichten Sie Ihre Erfahrungen, und stellen Sie Ihre Fragen: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.
Sendereihe
Playlist
Urheber/Urheberin: Béla Bartók
Titel: Danses Populaires Roumaines Sz. 56 de Bartok. Allegro moderato
Ausführender/Ausführende: Fazil Say & Patricia Kopatchinskaja
Länge: 01:17 min
Label: Naive
Urheber/Urheberin: Béla Bartók
Titel: Danses Populaires Roumaines Sz. 56 de Bartok. Molto moderato
Ausführender/Ausführende: Fazil Say & Patricia Kopatchinskaja
Länge: 01:15 min
Label: Naive
Urheber/Urheberin: Béla Bartók
Titel: Danses Populaires Roumaines Sz. 56 de Bartok. Allegro
Ausführender/Ausführende: Fazil Say & Patricia Kopatchinskaja
Länge: 00:58 min
Label: Naive
Urheber/Urheberin: Béla Bartók
Titel: Danses Populaires Roumaines Sz. 56 de Bartok. Violonsonate Nr. 3 in D-Moll (zT. unterlegt)
Ausführender/Ausführende: Fazil Say & Patricia Kopatchinskaja
Länge: 05:30 min
Label: Naive