Schreibtisch: Tastatur, Maus und Filofax

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Punkt eins

Hybrides Arbeiten: Flexibel, mobil und ständig erreichbar?

Das Arbeitsrecht und die Herausforderungen der Digitalisierung. Gast: Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Auer-Mayer, Vorständin des Instituts für Österreichisches und Europäisches Arbeitsrecht und Sozialrecht, Wirtschaftsuniversität Wien. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Homeoffice, mobiles Arbeiten, Teleworking - das klassische Arbeitsleben ändert sich mit der Digitalisierung rasant. Die Technik macht in vielen Branchen flexibles Arbeiten möglich und uns jederzeit und ortsunabhängig erreichbar. Wissenschaftliche Studien zeigen Vor- und Nachteile auf, Stichwort: Produktivität im Homeoffice, ständige Erreichbarkeit als Stressfalle; und praktisch wie rechtlich stellen sich zahlreiche relevante Fragen.

Muss ich dienstlich immer erreichbar sein? Wie ist es arbeitsrechtlich zu bewerten, wenn der Chef am Wochenende anruft oder ich schnell ein paar Mails nach Dienstschluss beantworte? Wie ist die Arbeitszeit geregelt, wenn ich zu Hause oder mobil, in Bus oder Zug meiner beruflichen Tätigkeit nachgehe? Wie kann ich als Chef die Arbeit der Belegschaft im Homeoffice überprüfen? Braucht es ein "Recht auf Abschalten", mehr Selbstdisziplin oder ein Umdenken und Bremsen der (allgemeinen) Dringlichkeitskultur?

"Das Arbeitsrecht ist grundsätzlich stark zugunsten der Arbeitnehmenden reguliert", fasst Susanne Auer-Mayer zusammen, "aber es wird oft nicht eingehalten." Susanne Auer-Mayer ist Vorständin des Instituts für Österreichisches und Europäisches Arbeitsrecht und Sozialrecht der Wirtschaftsuniversität Wien und forscht seit Jahren zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf das Arbeits- und Sozialrecht: von zentralen Fragen zur Arbeitszeit über Datenschutz, Urlaubsrecht und Mitwirkungsrechte des Betriebsrates.

Auf EU-Ebene wird immer wieder ein "Grundrecht auf Nichterreichbarkeit" diskutiert; Australien hat das "Recht auf Abschalten" im Sommer eingeführt, um die psychische Gesundheit in der modernen Arbeitswelt zu erhalten. Zahlreiche Unternehmen locken Fachkräfte mit Homeoffice-Angeboten, andere wollen nach dem Sommer mit einer Büropflicht zur Präsenzkultur zurück. Angesichts der schwächelnden Wirtschaft wird in Österreich schon seit dem Frühjahr politisch um die Arbeitszeit gekämpft, mit Vorstößen zur Verkürzung ebenso wie zur Erhöhung, während die Produktivität der Arbeit weiter zunimmt.

Hand in Hand mit der Digitalisierung der Arbeitswelt gehen auch neue Möglichkeiten der Überwachung und Kontrolle: Software, die jede Tastatureingabe protokolliert, Mausbewegungen speichert, Screenshots übermittelt, die Reports erstellt und den Verlauf der Internetnutzung erhebt. "Employee Monitoring" ist ein eigener Software-Geschäftszweig - und wirft eine Reihe neuer, arbeitsrechtlicher Fragen auf.

"Nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch erlaubt", schreibt Susanne Auer-Mayer in einem ihrer Artikel zum Thema: "Aus rechtlicher Sicht bestehen Grenzen für eine Überwachung von Mitarbeiter:innen. Das gilt auch - oder sogar ganz besonders - wenn diese ihre Arbeitsleistungen im "Home-Office" erbringen."

Umgekehrt war zuletzt auch immer wieder von Technik für vorgetäuschte Arbeit zu lesen, von automatischen Mausbewegungen, Tastaturanschlägen und Scheinbesprechungen. In Foren berichten manche Menschen ausführlich, wie sie Arbeit am Computer simulieren - mit dem Argument: das Tagespensum hätten sie vor Ablauf der Arbeitszeit erledigt und somit nichts mehr zu tun.

Diskutieren Sie mit, berichten Sie von Ihren Erfahrungen, stellen Sie Ihre Fragen: Sind Sie auch in der Freizeit beruflich erreichbar - und warum oder warum nicht? Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitenden und wie halten Sie es mit der Kontrolle? Ist Ihnen flexibles Arbeiten wichtig? Haben wir ein Vertrauensproblem in der hybriden Arbeitswelt? Und brauchen wir mehr Selbstdisziplin statt eines "Rechts auf Abschalten"?

Nehmen Sie an der Sendung Teil unter 0800 22 69 79, kostenfrei aus ganz Österreich, oder per E-Mail an punkteins(at)orf.at

Service

Köck (Hrsg): Der Homeoffice-Kommentar
Manz-Verlag, Wien 2021, XXII, 322 Seiten

Sendereihe

Gestaltung

  • Barbara Zeithammer

Playlist

Komponist/Komponistin: Dolly Parton
Gesamttitel: Ö3 ZEITREISE - DIE 80ER - 1981
Titel: 9 to 5
Solist/Solistin: Dolly Parton
Länge: 02:45 min
Label: Universal / Sony 88697427692

Komponist/Komponistin: Donna Summer
Komponist/Komponistin: Michael Omartian
Album: HITS ON CD - VOLUME 2
Titel: She works hard for the money
Solist/Solistin: Donna Summer /Gesang m.Begl.
Länge: 04:13 min
Label: Mercury 8228432

Komponist/Komponistin: Simon Jeffes
Album: PENGUIN CAFE ORCHESTRA
Titel: Telephone and rubber band/instr.
Orchester: Penguin Cafe Orchestra
Länge: 02:29 min
Label: Virgin EEGCD 11

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